XLII.

[58] Das Versehen nenne ich / wen ein kluger Mensch / der sonst in allen Verichtungen gar geschickt aussiehet / etwas verderbet / und / wie man zu reden pfleget / dem Glücke eine Thorheit schuldig ist. Gewiß man sol mit solchen Mitleiden haben. Doch ich frage alle aufs Gewissen / wen sie auch den[58] leibhafftigen Catonem im Kopffe stecken hätten / ob sie offentlich oder heimlich das Lachen lassen können / wen sie auff der Gasse / sonderlich im Winter auff dem Eise / einen andern fallen sehen? Wie vielmehr ist die Erzehlung nicht allerdings unangenehm / wen die Fälle etwas tieffer und etwas politischer geschehen sind? Und eben darum haben die Politici in jhren Staats-Kammern einen alten abgetragenen Mantel / der heisset Bona intentio, den sie alsodann pflegen umzunehmen / wen die Händel da und dorte versehen sind / daß sie nur zum wenigsten etlicher massen wollen bey ehren bleiben.

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Christian Weise: Kurtzer Bericht vom politischen Näscher, Leipzig 1680, S. 58-59.
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