LIII.

[73] Die beste Kunst ist / wen alles mit lebhafften und gebräuchlichen Worten abgebildet wird. Den wie es schlechte Lust giebet / wen eine Soldaten-Historie sol erzehlet werden / der nicht einmahl weiß / was Qvartier / Runde / Proviant / Kraut[73] und Loth / Officirer und Mußqvetierer vor Dinger sind; also ist es eben so kläglich anzuhören / wen jemand diese Nahmen durch einen Sprachwechsel entweder undeutlich oder ungewöhnlich anzudrücken bemühet ist. Ich frage auch den Unpartheiyschen Leser / welche Rede sich vor die Ohren eines rechtschaffenen Zuhörers am besten schicken möchte / wen ich die vergebene Hoffnung eines betrogenen Politici beschreiben wolte: ob diese: Er ließ sich bey dem Patron anmelden / und wuste sich mit allerhand Ceremonien hervor zu thun: Allein es mochte jhm entweder an der rechten Stunde fehlen / oder die beste Recommendation von Doctor Schencken war vergessen worden / daß er mit leeren Complimenten davon ziehen muste. Oder diese: Bey dem hohen Beförderer seinen demüthigsten Zutritt suchend / wurde[74] er mit liebreitzender Lustseligkeit aus sich selbst gesetzet / als jhm ein betriegender Augenbliks-Comet die Freyheit in die Hände spielete / seine Wortgepränge glückwünschend bey seinem Hofnungs Alter auffzuopffern. Ich wil nicht die Kühnheit eines Richters auff mich nehmen / ob die mißgünstige Gelegenheit die Uhr der beglückten Erfolgung zu unrechter Zeit gestellet / oder ob vielmehr die Schwachheit seiner schreckenden Auffwartung / zu einem stetswierigen Warten / sey verstossen worden. Den gesetzt daß mancher solche Schwachheiten unter dem Nahmẽ einer hohẽ Schreib-Art bedecken wolte; so hat man doch nichts mehr davon / als einen Verdruß des Lesers / und ein Verderbnüs der besten Invention zugewarten.

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Christian Weise: Kurtzer Bericht vom politischen Näscher, Leipzig 1680, S. 73-75.
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