LXVIII.

[97] Nun ist die Frage / ob aus den lustigen Büchern kein Nutz / und noch deutlicher zu reden / keine Glaubens-Frucht / und keine Liebe des Nächsten erkennet werde? Was meine Gedancken sind / davon habe ich schon oben gnug gesaget. Und ich spreche noch / wer seinen Nechsten zur rechten Zeit erfreuet / der thut jhm einen besseren Liebesdienst / als wen er jhm güldene Aepffel in silbernen Schalen vorsetzte: wie vielmehr wird solche Liebe zu æstimiren seyn / wen er an fremden und verblümten Unglück die Mittel zeiget / dem vorstehenden Schaden zu entgehen. Ein Schadenweiser ist auch ein Freund / ob gleich ein Vorsorger etwas besser ist. Gesetzt auch daß der Leser allemahl nach des Auctoris Intention die Lehren zu seinem Nutze nicht anwenden möchte; so muß jhn doch die hergebrachte Entschuldigung vertreten / daß man die Schrifften nicht nach der Besserung[98] des Lesers / sondern nach dem guten Gemüthe des Verfassers urtheilen soll.

Quelle:
Christian Weise: Kurtzer Bericht vom politischen Näscher, Leipzig 1680, S. 97-99.
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