XVIII.

[121] Drum wen ich vom Politischen Quacksalber ein Buch machen solte: so frage ich / wie schriebe ich eine Disputation von der Eigennützigen Auffschneiderey? Erstlich würde die Frage kommen / wie sol dergleichen Laster oder Gemüths-Kranheit beschrieben[121] werden? darnach in was vor Classen werden die Aufschneider eingetheilet? da geschiehet nun die Auffschneiderey von unterschiedenen Leuten / da sind Auffschneider untern den Gelehrten / unter den Soldaten / unter den Kaufleuten: Ja wol gar unter solchen Personen / die man deswegen offentlich nicht nennen darff / weil sie keine Information von uns verlangen. Da geschiehet die Auffschneiderey bey unterschiedenen Leuten: manche gehen nach Hofe und legen jhre Wahre da auß / manche suchen junge Kerlen / manche alte Weiber / da sie am besten wollen gehöret seyn; manche dencken bey der Geistligkeit / manche bey Weltlichen Patronen was grosses auszurichten: Manche lassen sich an gemeinen Admiratoribus begnügen. Da geschiehet die Auffschneiderey in unterschiedenen Sachen. Einer rühmet seine Wissenschafft und Geschickligkeit / ein[122] ander sein Glücke / das ist den Adel / das Reichthum / die Freunde / die Ehre; der dritte macht sich mit seinen Thaten groß / die allbereit sollen am Tage liegen. Wen nun diese Abtheilung / mit guten Bedacht jhre Richtigkeit erlanget haben / so fraget man auff die letzt / wie ist dem übel zu steuren? da man vielerley Medicamenta zu gebrauchen hat. Erstlich wen man die nachfolgende Gefahr / den Schimpff und die Verachtung ausführet / die aus solcher Pralerey nothwendig herfliessen muß; darnach daß man durch gewisse Tugend -Reguln weiset / wie sich die Mediocrität erhalten lasse / das man in seinem Ruhme keinen Excess begehet / uñ gleichwol nichts unterlässet.

Quelle:
Christian Weise: Kurtzer Bericht vom politischen Näscher, Leipzig 1680, S. 121-123.
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