XL.

[159] Durch solche Anmerckungen ward er endlich so weit qvalificirt. daß jhm eine Reise in Franckreich angetragen ward / alldieweil ein Abgesandter dahin gieng / der einen geschickten Secretarium bedurffte. Und da sahe Crescentio was mancher auff der Reise durch grosses Geld erkauffte / davor er im Vaterlande nicht einen Pfifferling dargegen empsangen könte. Endlich bey der Zurückkunfft hatte er Hofnung zu einem Dienste. Allein es ward jhm durch Politische Künste so schwer[159] gemacht / daß er alle bißherige Observationes zusammen nehmen muste / ehe ehe er sich aus allen Händeln herauswicklen kunte. Hierauff gieng es auf eine Staats-Heyrath loß / die gleichfals gefährliche Nebenbuhler / und viel andere Ungelegenheit bey sich führte / daß er in manchen sauren Apffel beissen / und die verlangte Näscherey ziemlich theuer lösen muste / ehe der Priester durch das offentliche Aufgebot alle Impedimenta auff einmahl beylegte. Er hatte aber kaum die Fruchtbarkeit seiner Liebsten genossen / und wolte numehr das Wochenbette aus der Stube schlagen lassen / als er einem Patron zu Ehren eine Comödie auffsetzte / welche bey dessen Tochter Hochzeit solte præsentiret werden. Allein es ward auf etwas alludirt, welches bey dem Fürsten so übele Auslger hatte / daß alsobald Befehl ergieng / jhn bey dem Kopffe zu nehmen / damit er in dem schimpflichsten Gefängnüße vor solchen Frevel büssen möchte. Wiewol ein Freund[160] war noch so treu / der jhm die gefährliche Anordnung in guter Zeit entdeckte / daß er sich verborgener weise in einem Wein-Fasse zu dem Thore hinaus partirte.

Quelle:
Christian Weise: Kurtzer Bericht vom politischen Näscher, Leipzig 1680, S. 159-161.
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