Fährte

[11] Durch allen Tag muß ich Dich suchend gehn

Und ist so viel, was rings Dich mir verheißt,

Mich mit Gewißheit Deiner schimmernd speist:

Ein Vogelrufen, Glanz des Golds, Kakteen,


Schnee, ach, und Geige, die gesehn Dich haben,

Fahnen der blanken Städte, Windeswehn –

Starbst Du in einer Sonne Untergehn?

War dies Dein Schrei in wehem Spiel der Knaben?


Ich wandre durch Taifun, kristallnen Strahl der Seen,

– Vielleicht, daß Dich ein Duft gefunden macht? –

Durch schwarze und die silbernen Alleen,


Durch Jenen, der geweint, und Den, der lacht, –

Durch allen Tag muß ich Dich suchend gehn,

Zu Dir noch wandert purpurn Pfad der Nacht.


Quelle:
Maria Luise Weissmann: Imago. Starnberg 1946, S. 11-12.
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