Der Zerstreuete

[33] Leider! bin ich sehr zerstreut!

Und ich thu zu mancher Zeit

Nicht, was ich wohl soll!

Will mein Nachbar billig seyn,

So muß er mir dieß verzeihn:

Doch der Mann ist toll!


Jüngst kam ich zu ihm gerennt:

Eben schickt ihm ein Client

Ein paar Flaschen Wein;

Voll Zerstreuung leer ich aus:

Denn er selbst war nicht zu Haus,

Und sein Weib allein.
[34]

Dieß verlohnte sich der Müh:

Voll Zerstreuung sah ich sie

Für mein Weibgen an:

Eben kam der Narr zurück;

Und wer weiß, es war sein Glück!

Was ich sonst gethan!

Quelle:
Christian Felix Weiße: Scherzhafte Lieder, Leipzig 1758, S. 33-35.
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