Zehnter Auftritt

[194] Der König. Michel. Christel. Hannchen.


CHRISTEL. Da bringe ich Sie! – O mein Vater! seht nur, wie schön sie ist?[194]

MICHEL. Ja ja, sie kann paßiren: aber auch klug? Nach einer solchen Historie, wie sie gespielet hat –

CHRISTEL. Lieber Vater, sie ist unschuldig: ja, gewiß ist sies. – Seht nur, wie sie weint!

HANNCHEN. Ich gestehe, mein lieber Vater, daß meine Unschuld Euch verdächtig seyn kann. Aber der gottlose Graf von Schmetterling hat mich auf eine heimtückische Art, und wider meinen Willen entführen lassen! – Meine Thränen –

CHRISTEL. Ja gewiß, – und hat sie durch Versprechungen und Drohungen mir abwendig machen wollen; aber sie ist mir doch treu geblieben.[195]

DER KÖNIG bey Seite. Graf Schmetterling? – Laut. – Wer ist das Mädchen? sie ist artig und nimmt für sich ein.

MICHEL. Freylich wohl! nur Schade, daß man den Mädchen nicht alles auf ihr Wort glauben darf. Könnte sie sich nicht eben so gut an Grafen verkauft haben? – Man pocht wieder. Nu, was ist denn wieder für ein Lärmen an der Thüre? Gehts doch heute bey mir, wie in der Schenke!


Quelle:
Johann Adam Hiller: Die Jagd. Leipzig 1770, S. 194-196.
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