Siebenter Auftritt

[43] Klara, später die Mutter mit Marie und Hortensia.


KLARA.

Geschwind, geschwind, o weilt nicht, zögert nicht

durch alle Straßen schallt ihr Mordgeschrei.


Sie rückt das Bett weg.


Wo bleiben sie? Die Mutter kann nicht fort.


Sie hebt die Fallthüre auf. Ängstlich.


Vielleicht fiel auf der Treppe sie zusammen.


Horcht.


Sie kommen, ja, sie sind's – nun Gott sey Dank!


Die Mutter mit den beiden Mädchen tritt ein.


O zögert nicht – es ist die höchste Zeit.

MUTTER ganz entkräftet.

Die Knie brechen mir, der Athem stockt.

KLARA.

Hinab, hinab –

MUTTER.

O betet, Kinder, betet –[43]

Denn bebend steigen wir in unser Grab.


Sie steigen hinab.


HORTENSIA steigt voran.

Ich leite Dich.

MARIE.

Ich bleibe Dir zur Seite.

HORTENSIA.

Vereinet wie im Leben, so im Tod.

MUTTER küßt beide, dann sagt sie entschlossen.

Hinab, hinab –

KLARA.

Hier kann Euch niemand finden.

Nur Muth – faßt Muth – Gott schützt die Seinen ja.

MUTTER herauf rufend.

Und lohnet treue Liebe, lohnet Dich.

KLARA.

Seid Ihr gerettet, bin ich auch belohnt.


Sie sind unten, Klara wirft die Thüre zu, in dem Augenblick kömmt.


Quelle:
Johanna Franul von Weißenthurn: Neueste Schauspiele. Band 9, Berlin 1821, S. 43-44.
Lizenz:
Kategorien: