Dritter Auftritt

[71] Soudry, Diakue.


SOUDRY.

Wohin?

DIAKUE.

Zu Dessalines.

SOUDRY.

Das hat noch Zeit,

erst mußt Du deinen Gast willkommen heißen.

DIAKUE.

Gast? welch ein Gast?

SOUDRY.

Soudry Dein Waffenfreund.

DIAKUE.

Ich hab' Dich nie als meinen Freund gekannt.

SOUDRY.

Weil Du stets Deinen Weg, den eig'nen gingst.

Doch, heute traf ich Dich auf meinem an.'

Das was Du thatest, hätt' auch ich gethan.

DIAKUE.

Wie meinst Du das?

SOUDRY.

Ich hätte gern wie Du[71]

die letzten Weißen zappeln, sterben sehen.

Ich war schon auf dem Weg zu Deinem Haus.

Da hört' ich in den Straßen Aufruhr schrei'n,

es war die höchste Zeit, ich mußte löschen.

Denn, unter uns, es giebt noch Schwarze hier,

die an der Weißen Brut mit Liebe hangen.

Mehr als zwey Hundert hatten sich gerottet,

Die deine Beute wieder abzujagen.

Sie schwuren Dir den Tod, da ließ ich feuern,

und so verlief sich das Gesindel schnell.

Nun komm ich wohl zu spät? Sprich, sind sie schon –

DIAKUE.

An Ort und Stelle – ja, ich mußte eilen,

bald wär' ihr Leben meinem Dolch entschlüpft.

Doch, was hört ich Dich jezt vom Aufruhr sprechen?

Wie? Es giebt Schwarze hier, die –

SOUDRY.

Rebelliren.


Geheimnißvoll.


Ich hörte sie den Dessalines verfluchen,

und Dich mit ihm.

DIAKUE schnell.

Und mich mit ihm? Wo sind sie? Sprich,

Ich suche schnell sie auf.


Quelle:
Johanna Franul von Weißenthurn: Neueste Schauspiele. Band 9, Berlin 1821, S. 71-72.
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