30. Auff den jungen Manlius

[264] Rom sahe Manlius den kühnen Endschluss fassen,

Sein Haupt eh', als den Feind unabgestrafft, zu lassen;

Denn bey der Nachwelt hat viel einen höhern Glantz

Ein Haubt ohn' einen Leib, als ohne Sieges-Krantz.1


Fußnoten

1 Ein Haupt ohn' einen Leib, als ohne Sieges-Krantz. Ob gleich der Verstand dieser Worte, welche allein der hitzigen Jugend zuzuschreiben sind, so gar ungleich nicht ist; so würde ich es doch von niemand übel nehmen, wenn er zu diesem Vers noch folgende auff die Semiramis, welche in dem ersten Buch dieser Uberschriffte zu finden, setzte:


Dem schönen Siegs-Krantz ist zu krönen nur erlaubt

Ein männlich, oder auch ein ungeschmücktes Haubt,


Und wenn er dieses gethan; beyden diese Worte des Demetr. Phaler. zueignete: In nugas quandoque facillimè, quae grandia sunt, evadunt. Quid enim hæc aliud dixerimus quam Jovis insomnia. Sect. 7.


Quelle:
Christian Wernicke: Epigramme, Berlin 1909, S. 264.
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