11.

Wie Gottlieb mit seinem herren zů redt würt von mancherley sachen, under andrem in von seinem son fraget; des in der ritter aller sachen berichtet, sagt im auch von der geschickligkeit Fridberti.

[35] Das unstet wankelmütig gelück wolt sich doch zůlest eins teils über den gůten alten ritter erbarmen, unnd dis geschach semlicher gestalt. Als er sich seines sons gentzlich verwegen und kein andren trost noch freud mehr hat dann Fridbertum, der im dann in allen dingen wilfaret, zů beiderseit groß liebe zůsammen trůgen, nim war, so begibt sichs auff einen hochzeitlichen tag, auff welchem der hoch teütschmeister seinen gantzen hoff beiander hatte, er befalh seinem hoffmeister, dem alten ritter, nach altem brauch die sach außzůrichten, das er dann mit grossem fleiß versehen ward. Da nun die zeit kam und der gantz hoff erschein, was alle ding so gantz ordenlich zůgericht, das alle, die zů tisch sassen, wunder darab namen und insonderheit der teütschmeister, dem was es ein sunder groß gefallen.

Als nun das mal mit grossen freüden volbrocht ward und all welt von hoff gangen, hat der hoch teütschmeister Gottlieben den ritter bey seiner band genummen, in einen schönen lustgarten gefüret. Do sie zůsammen in einer summerlauben gesessen seind, also hat der teütschmeister angefangen mit dem ritter auff solche meynung zů reden: ›Hoffmeister, eüwer geflissen dienst, so ihr mir nun lange zeit beweisen, erstlichen in dem, als ir mein schenck und trucksess gewesen, volgends hoffmeister worden, kan ich mich nit geuůg verwundren, das nie mangel gespürt hat mögen werden; wundret mich an euch, wie ihr des alters halb so gantz fleysig versehen mögt.‹

Antwort der ritter: ›Hochwirdiger durchlüchtiger hochgeborner fürst und herr, wo ich armer ritter euwer hochheit nit mit allem dem, so meine dienst erfordert, nach aller gebür gedient hab, ist mir von hertzen leydt.‹ Antwort der hochmeister: ›Ritter, daran solt ir keinen zweifel tragen, es ist biß hieher nach aller noturfft verricht worden.‹[36]

Deren gesprech wurden vil gehalten, und under andrem fragt der hochmeister, ob im nicht zů wissen wer von seinem son. Der ritter antwort mit betrübtem hertzen, im wer von dem tag an, nachdem er hinwegkummen, nichs von ihm gesagt wurden, wo er sich hielt oder wie es im gieng. ›Ich hab in auch,‹ sagt er, ›auß meinem hertzen gegraben und erkenn ihn für keinen son mehr. Dann sein můter, mein gemahel, hat ir läben umb seinetwillen auffgeben. Damit ich mir aber einen andren trost nemen mög, so ist mir mein ander angenummer son dermassen so wol gerhaten, das ich mich sein in meinem hertzen größlich erfreüwen thů‹. Damit erzalt er im das gantz läben deren beyden jungen Fridberti und Felixen nach der leng, dabei meldend, wie sie jetzund tauglich und geschickt weren auff die hochschůlen zu schicken.

Dem hochmeister geliebt solche rümerich red von disen zweyen jungen dermassen, das er zůstund befelhen thet, man solt sie für in bringen. Semlichs geschach unverzogenlich. Als sie nun für den hochmeister kummen seind, hat er an ir beyder weiß und geberd wol können abnemen, das alles, so Gottlieb von inen gesagt hat, war sey. Es hat im auch gleich gefallen, das man sie auß seinem schatz reüchlich versehen solte und auff das fürderlichest auff die hochschůlen schicken.

Das geschah. Sie warden versehen mit gelt, kleidern unnd pferden, in ward auch zůverordnet eim jeden ein diener, so alweg auff sie warten solten. Sie danckten gott umb solche grosse gůtat. In kurtzen tagen worden alle sachen geordnet, das sie ir reyß volzugen. Fridbert nam urlob von seinem herren, befalh im sein můter in trüwen, die gesegnet er freündtlich; demgleich thet auch Felix. In freüden ritten sie darvon, kamen in kurtzen tagen auff ein gůte schůlen, do sie dann gantz fleißig studierten, also das sie in kurtzen zeiten fast hoch erfaren wurden.

Die wend wir lassen studieren unnd wider keren gen Antorff zu unsern junckern, die dann jetz schier im salve waren und außgetreschen und auffgewannet hatten; so was ihr korn und weytzen, so sie in iren bulgen gen Antorff brocht hatten, in des wirtes kosten.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 2, Tübingen 1903, S. 35-37.
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