12.

Von kauffmannsknechten, die von Franckfurt aufer ze fůß heimzugen, wie sy bey einem wirdt nichts anders haben wöllen essen dann treüschy-läberle.

[18] Nach einer Franckfurter messz haben etlich kauffleüt auß dem Schweitzerland ire knecht ze fůß wider heimgeschickt ein tag oder zwen, ee sy hernachkamen. Nit weit von Speir in ein wirdtshauß sind die diener kommen, welches an der straß lag. Und als sy nun wol bezecht waren, wurdens eins, noch ein gůt mal ze essen, nichts anders dann eytel treüschy-läberle, überredten den wirdt, daß ers inen zůrußte; ließ es im aber wol bezalen. Nun so sy můtwillig genůg waren geweßt, sind sy dannen verruckt, haben sömlichs offt geübt, ee sy heimkamen.

Über ein tag kamen ire herren hernach zů rossz und geriedten ungeferd auch in das wirdtshauß, da ire knecht die treüschy-läberle gessen hatten. Der wirdt bots inen wol nach seim vermögen. Einer under den kauffherren fraget den wirdt, ob er keine treüschen hette, solte inen ein gůt essen visch zůrüsten. Der wirdt gedacht: ›Möchten dir die treüschen noch einmal bezart werden,‹ kochet inen die treüschen, deren läberle ire knecht gessen hatten. So nun die kauffherren essen und auch einer under inen die läberle sůchet, fand er keine. Deßhalb er den wirdt zů red stalt, sprechend: ›Wirdt, die treüschen sehen ich wol,‹ aber die läberle nienen. Antwortet der wirdt: ›Ich můß euch die warheit verjehen. Es sind erst necht etlich jung gesellen hin verruckt, haben mir die läberle wol bezalt. Geben ir umb die treüschen, was ir wöllen!‹ Also gedachten die kauffleüt: ›Gewiß sinds unsere diener geweßt.‹ Unnd bezalten dem wirdt die treüschen gleych, als hetten sy die[18] läberle behebt. Und speicht ye einer den andern; es gedacht aber ein yeder in seinem můt: ›Kumb ich heim, wils meinem knecht wol vergelten.‹

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 3, Tübingen 1903, S. 18-19.
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