86.

Von einem, so seinen fründen umb seine zwentzigjärige haushaltung rechnung gibt.

[114] Ein guter zechbruder, so alwegen gern bey dem schlamp sein zeit vertrib, was auch alwegen der erst darbey und zuletst darvon. Darneben was er auch so gar ein tugentlicher unnd geschlachter mensch, kein schwur hort man nimmer von im; sein schweren, fluch und schelten was nur Getz güte gott, und Getz angstiger angst. In summa, als er yetz auff die zwentzig jar hausgehalten, hatt auch schön weib und kind, lies er dannocht sein alte weiß nit. Darumb er dann zu vilmalen von seinen freunden und guten gönneren gestrafft mit freuntlichen und guten worten, villeicht mer umb seines nutzes dann ires nutzes und fromens willen.

Als sie nun irer straff nit wolten abston, begab es sich, das der gut schlemmer ein verdrus und unwillen darvon überkam. ›Getz güte gott,‹ sagt er, ›was gond ir doch stets mit solcher theding umb? Was zeicht ir mir doch? Nun hab ich doch nitt so gar übel hausgehalten. Dann ir wissend allesamen, das ich erstmals, als ich angefangen hab hauszuhalten, hab ich nie mer dann viertzig guldin in leib und gut vermögt. Nun hab ich nun bey zwentzig jaren unnd lenger hausgehalten. Wann ich schon morn sterben solt und die sach zum aller üblisten hinaus solt oder wolt gon, fund man dannocht in eim[114] und im andern zwentzig gulden wert guts. Nun lond viertzig guldin schuldig sein (mer bin ich nit), so hab ich dannocht erst all jar ein guldin aus dem hauptgut verthon. Find doch manchen, so in einer wochen oder in einem tag hundert guldin aus dem hauptgut verthut; was wend ir doch aus mir machen?‹ Als sie nun solche seine manung von im vernommen, ward aus irer straff nur ein gelechter, und liessen im sein weis, dieweil sie nit anders machen kunden.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 3, Tübingen 1903, S. 114-115.
Lizenz:
Kategorien: