Zweites Capitel

Beispiele, daß nicht alles, was gleißt, Gold ist

[774] Wenn Agathon während einer Staats-Verwaltung, welche nicht ganz zwei Jahre daurte, das vollkommenste Vertrauen seines Prinzen und die allgemeine Liebe der Nation, welche er regierte, gewann, und sich dadurch auf diese hohe Stufe des Ansehens und der scheinbaren Glückseligkeit emporschwang, welche unverdienter Weise, der Gegenstand der Bewunderung aller kleinen, und des Neides aller zugleich boshaften Seelen zu sein pflegt: So müssen wir gestehen, daß diese launische unerklärbare Macht, welche man Glück oder Zufall nennt, den wenigsten Anteil daran hatte. Die Verdienste, die er sich in so kurzer Zeit um den Prinzen sowohl als die Nation machte, die Beruhigung Siciliens, das befestigte Ansehen von Syracus, die Verschönerung dieser Hauptstadt, die Verbesserung ihrer Policei, die Belebung der Künste und Gewerbe, und die allgemeine Zuneigung, welche er einer vormals verabscheueten Regierung zuwandte – – alles dieses legte ein unverwerfliches Zeugnis für die Weisheit seiner Staats-Verwaltung ab; und da alle diese Verdienste durch die Uneigennützigkeit und Regelmäßigkeit seines Betragens in ein Licht gestellt wurden, welches keine Mißdeutung zu zulassen schien; so blieb seinen heimlichen Feinden, ohne die ungewisse Hülfe irgend eines Zufalls, von dem sie selbst noch[774] keine Vorstellung hatten, wenig Hoffnung übrig, ihn so bald wieder zu stürzen, als sie es für ihre Privat-Absichten wünschen mochten.

Die heimlichen Feinde Agathons – – wie konnte ein Mann, der sich so untadelich betrug, und um jedermann Gutes verdiente, Feinde haben? – – werden diejenige vielleicht denken, welche bei Gelegenheit, zu vergessen scheinen, daß der weise Mann notwendig alle Narren, und der Rechtschaffene, unvermeidlicher Weise, alle die es nicht sind, zu öffentlichen, oder doch gewiß zu immerwährenden heimlichen Feinden haben muß. Eine Wahrheit, welche in der Natur der Sachen so gegründet, und durch eine nie unterbrochene Erfahrung so bestätiget ist, daß wir weit bessere Ursache zu fragen haben: Wie sollte ein Mann, der sich so wohl betrug, keine Feinde gehabt haben? Es konnte nicht anders sein als daß derjenige, dessen beständige Bemühung dahin ging, seinen Prinzen tugendhaft, oder doch wenigstens seine Schwachheiten unschädlich zu machen, sich den herzlichen Haß dieser Höflinge zuziehen mußte, welche (wie Montesquieu von allen Hofleuten behauptet) nichts so sehr fürchten, als die Tugend des Fürsten, und keinen zuverlässigern Grund ihrer Hoffnungen kennen, als seine Schwachheiten. Sie konnten nicht anders als den Agathon für denjenigen ansehen, der allen ihren Absichten und Entwürfen im Wege stund. Er verlangte zum Exempel, daß man vorher Verdienste haben müsse, eh man an Belohnungen Ansprüche mache; sie wußten einen kürzern und bequemern Weg; einen Weg auf welchem zu allen Zeiten (die Regierungen der Antonine und Juliane ausgenommen) die nichtswürdigsten Leute an Höfen ihr Glück gemacht haben – – kriechende Schmeichelei, blinde Gefälligkeit gegen die Leidenschaften unsrer Obern, Gefühllosigkeit gegen alle Regungen des Gewissens und der Menschlichkeit, Taubheit gegen die Stimme aller Pflichten, unerschrockne Unverschämtheit sich selbst Talente und Verdienste beizulegen, die man nie gehabt hat; fertige Bereitwilligkeit jedes Bubenstück zu begehen, welches eine Stufe zu unsrer Erhebung werden kann – – und diesen Weg hatte ihnen Agathon auf einmal versperrt. Sie sahen, so lange dieser seltsame Mann den Platz eines Günstlings bei Dionysen behaupten würde,[775] keine Möglichkeit, wie Leute von ihrer Art sollten gedeihen können. Sie hasseten ihn also; und wir können versichert sein, daß in den Herzen aller dieser Höflinge eine Art von Zusammen-Verschwörung gegen ihn brütete, ohne daß es dazu einiger geheimen Verabredung bedurfte. Allein von allem diesem wurde noch nichts sichtbar. Die Maske, welche sie vorzunehmen für gut fanden, sah einem Gesicht so gleich, daß Agathon selbst dadurch betrogen wurde; und sich gegen die Philiste und Timocrate, und ihre Creaturen eben so bezeugte, als ob die Hochachtung, welche sie ihm bewiesen, und der Beifall, den sie allen seinen Maßnehmungen gaben, aufrichtig gewesen wäre. Diese wackern Männer hatten einen gedoppelten Vorteil über ihn – daß er, weil er sich nichts Böses zu ihnen versah, nicht daran dachte, sie scharf zu beobachten – – und daß sie, weil sie sich ihrer eigenen Bosheit bewußt waren, desto vorsichtiger waren, ihre wahren Gesinnungen in eine undurchdringliche Verstellung einzuhüllen. Versichert wie sie waren, daß ein Mensch notwendig eine schwache Seite haben müsse, gaben sie sich alle mögliche Mühe die seinige zu finden, und stellten ihn, ohne daß er einen Verdacht deswegen auf sie werfen konnte, auf alle mögliche Proben. Da sie ihn aber gegen Versuchungen, denen sie selbst zu unterliegen pflegten, gleichgültig oder gewaffnet fanden; so blieb ihnen, bis auf irgend eine günstige Gelegenheit nichts übrig, als ihn durch den magischen Dunst einer subtilen Schmeichelei einzuschläfern, welche er desto leichter für Freundschaft halten konnte, da sie alle Anscheinungen derselben hatte; und je mehr er berechtiget war, in einem Lande, worin er sich um alle verdient machte, einen jeden für seinen Freund zu halten. Diese Absicht gelang ihnen, und man muß gestehen, daß sie dadurch schon ein großes über ihn gewonnen hatten.

Übrigens können wir nicht umhin, es mag nun unserm Helden nachteilig sein oder nicht, zu gestehen, daß zu einer Zeit, da sein Ansehen den höchsten Gipfel erreicht hatte; da Dionys ihn mit Beweisen einer unbegrenzten Gunst überhäufte; da er von dem ganzen Sicilien für seinen Schutzgott angesehen wurde, und das seltne, wo nicht ganz unerhörte Glück zu genießen schien, in einem so blendenden Glücksstande lauter Bewundrer und Freunde, und keinen Feind zu haben – – die Damen zu[776] Syracus die einzigen waren, welche ihre wenige Zufriedenheit mit seinem Betragen ziemlich deutlich merken ließen. Mit einer Figur wie die seinige, mit allem dem was den Augen und Herzen nachstellt in so außerordentlichem Grade begabt, war es sehr natürlich, daß er die Aufmerksamkeit der Schönen auf sich ziehen mußte. Die Damen zu Syracus hatten so gut Augen wie die zu Smyrna – – und Herzen dazu – – oder wenn sie keine hatten, so hatten sie doch etwas, dessen Bewegungen sehr gewöhnlich mit den Bewegungen des Herzens verwechselt werden; oder wenn sie auch das nicht hatten, so hatten sie doch Eitelkeit, und konnten also nicht gleichgültig gegen die eigensinnige Unempfindlichkeit eines Mannes sein, welcher eben dadurch ein Feind wurde, dessen Überwindung seine Siegerin zur Liebenswürdigsten ihres Geschlechts zu erklären schien. In den Augen der meisten Schönen ist der Günstling eines Monarchen allezeit ein Adonis; wie natürlich war also der Wunsch, einen Adonis empfindlich zu machen, der noch dazu der Liebling eines Königs, und in der Tat, den Namen, und eine gewisse Binde um den Kopf ausgenommen, der König selbst war? Man kann sich auf die Geschicklichkeit der schönen Sicilianerinnen verlassen, daß sie nichts vergessen haben werden, seiner Kaltsinnigkeit auch nicht den Schatten einer anständigen Entschuldigung übrig zu lassen. Und womit hätte sie wohl entschuldiget werden können? Es ist wahr, ein Mann, der mit der Sorge für einen ganzen Staat beladen ist, hat nicht so viel Muße als ein junger Herr, der sonst nichts zu tun hat, als sein Gesicht alle Tage ein paarmal im Vorzimmer zu zeigen, und die übrige Zeit von einer Schönen, und von einer Gesellschaft zur andern fortzuflattern. Aber man mag so beschäftiget sein als man will, so behält man doch allezeit Stunden für sich selbst, und für sein Vergnügen übrig; und obgleich Agathon sich seinen Beruf etwas schwerer machte, als er in unsern Zeiten zu sein pflegt, nachdem man das Geheimnis erfunden hat, die schweresten Dinge mit einer gewissen unsern plumpern Vorfahren unbekannten Leichtigkeit – – vielleicht nicht so gut, aber doch artiger – – zu tun; so war es doch Augenscheinlich, daß er solche Stunden hatte. Der Einfluß, den er in die Staats-Verwaltung hatte, schien ihm so wenig zu schaffen zu machen; er brachte[777] so viel Freiheit des Geistes, so viel Munterkeit und guten Humor zur Gesellschaft, und zu den Ergötzlichkeiten, wo ihn Dionys fast immer um sich haben wollte, daß man die Schuld seiner seltsamen Aufführung unmöglich seinen Geschäften beimessen konnte. Man mußte also sie begreiflich zu machen auf andere Hypothesen verfallen. Anfangs hielt eine jede die andere im Verdacht, die geheime Ursache davon zu sein; und so lange dieses daurte, hätte man sehen sollen, mit was für Augen die guten Damen einander beobachteten, und wie oft man in einem Augenblicke eine Entdeckung gemacht zu haben glaubte, welche der folgende Augenblick wieder vernichtigte. Endlich befand sich's, daß man einander Unrecht getan hatte; Agathon war gegen alle gleich verbindlich, und liebte keine. Auf eine Abwesende konnte man keinen Argwohn werfen; denn was hätte ihn bewegen sollen, den Gegenstand seiner Liebe von sich entfernt zu halten? Es blieben also keine andre als solche Vermutungen übrig, welche unserm Helden auf die eine oder andre Art nicht sonderliche Ehre machten; ohne daß sie den gerechten Verdruß vermindern konnten, den man über ein so wenig natürliches und in jeder Betrachtung so verhaßtes Phänomen empfinden mußte.

Unsre Leser, welche nicht vergessen haben können, was Agathon zu Smyrna war, werden so gleich auf einen Gedanken kommen, welcher freilich den Damen zu Syracus unmöglich einfallen konnte – – nämlich, daß es ihnen vielleicht an Reizungen gefehlt habe, um einen hinlänglichen Eindruck auf ein Herz zu machen, welches nach einer Danae (welch ein Gemälde macht dieses einzige Wort!) nicht leicht etwas würdig finden konnte, seine Neugier rege zu machen. Allein wenn die Nachrichten, denen wir in dieser Geschichte folgen, Glauben verdienen, so hat eine den mehr bemeldten Damen so wenig schmeichelnde Vermutung nicht den geringsten Grund: Syracus hatte Schönen, welche so gut als Danae, den Polycleten zu Modellen hätten dienen können; und diese Schönen hatten alle noch etwas dazu, das die Schönheit gelten macht; einige Witz, andre Zärtlichkeit; andre wenigstens ein gutes Teil von dieser edeln Unverschämtheit, welche eine gewisse Classe von modernen Damen zu characterisieren scheint, und zuweilen schneller[778] zum Zweck führt als die vollkommensten Reizungen, welche unter dem Schleier der Bescheidenheit versteckt, ein nachteiliges Mißtrauen in sich selbst zu verraten scheinen. Es konnte also nicht das sein – – Gut! So wird er sich etwan des Socratischen Geheimnisses bedient, und in den verschwiegenen Liebkosungen irgend einer gefälligen Cypassis das leichteste Mittel gefunden haben, sich vor der Welt die Mine eines Xenocrates zu geben? – – Das auch nicht! wenigstens sagen unsre Nachrichten nichts davon. Ohne also den Leser mit vergeblichen Mutmaßungen aufzuhalten, wollen wir gestehen, daß die Ursache dieser Kaltsinnigkeit unsers Helden, etwas so natürliches und einfältiges war, daß, so bald wir es entdeckt haben werden, Schah Baham selbst sich einbilden würde, er habe wo nicht eben das, doch ungefähr so etwas erwartet.

Der Kaufmann, mit welchem Agathon nach Syracus gekommen war, war einer von denjenigen, welchen er ehmals zu Athen das Bildnis seiner Psyche zu dem Ende gegeben hatte, damit sie mit desto besserm Erfolg aller Orten möchte auf gesucht werden können. Gleichwohl erinnerte er sich dieses Umstands nicht eher, bis er einsmals bei einem Besuch, den er ihm machte, dieses Bildnis von ungefähr in dem Cabinet seines Freundes ansichtig wurde. Dasjenige was Agathon in diesem Augenblick empfand, war wenig von dem unterschieden, was er empfunden hätte, wenn es Psyche selbst gewesen wäre. Die Ideen seiner ersten Liebe wurden dadurch wieder so lebhaft, daß er, so schwach auch seine Hoffnung war, das Urbild jemals wieder zu sehen, sich aufs Neue in dem Entschluß bestätigte, ihrem Andenken getreu zu bleiben. Die Damen von Syracus hatten also würklich eine Nebenbuhlerin, ob sie gleich nicht erraten konnten, daß diese zärtlichen Seufzer, welche jede unter ihnen seinem Herzen abzugewinnen wünschte, in mitternächtlichen Stunden vor einer gemalten Gebieterin ausgehaucht wurden.

Unter allen denjenigen, welche sich durch die Unempfindlichkeit unsers Helden beleidiget fanden, konnte keine der schönen Cleonissa in Absicht aller Vollkommenheiten, welche Natur und Kunst in einem Frauenzimmer vereinigen können, den Vorzug streitig machen. Eine vollkommen regelmäßige[779] Schönheit ist (mit Erlaubnis aller derjenigen, welche dabei interessiert sein mögen, die Grazien ihrer Königin vorzuziehen) unter allen Eigenschaften, die eine Dame haben kann, diejenige welche den allgemeinsten, geschwindesten und stärksten Eindruck macht; und für tugendhafte Personen hat sie noch diesen Vorteil; daß sie das Verlangen von der Besitzerin eines so seltnen Vorzugs geliebt zu sein, in dem nämlichen Augenblick durch eine Art von mechanischer Ehrfurcht zurückscheucht deren sich der verwegenste Satyr kaum erwehren kann. Cleonissa besaß diese Vollkommenheit in einem Grade, der den kaltsinnigsten Kennern des Schönen nichts daran zu tadeln übrig ließ; es war unmöglich sie ohne Bewunderung anzusehen. Aber die ungemeine Zurückhaltung, welche sie affectierte, das Majestätische, das sie ihrer Mine, ihren Blicken und allen ihren Bewegungen zu geben wußte, mit dem Ruf einer strengen Tugend, worein sie sich dadurch gesetzt hatte, verstärkte die bemeldte natürliche Würkung ihrer Schönheit so sehr, daß niemand kühn genug war, sich in die Gefahr zu wagen, den Ixion dieser Juno abzugehen. Die Mittelmäßigkeit ihrer Herkunft, und sowohl der Stand als die Vorsicht eines eifersüchtigen Ehmannes, hatten sie während ihrer ersten Jugend in einer so großen Entfernung von der Welt gehalten, daß sie eine ganz neue Erscheinung war, als Philistus (der sie, wir wissen nicht wie, aufgespürt, und Mittel gefunden hatte, sie mit guter Art zur Witwe zu machen) sie in Qualität seiner Gemahlin an den Hof der Princessinnen brachte; unter welchen Namen die Mutter, die Gemahlin, und die Schwestern des Dionys begriffen wurden. Nicht viel geneigter als sein Vorgänger, eine Frau von so besondern Vorzügen mit einem andern, und wenn es Jupiter selbst gewesen wäre, zu teilen, hatte er anfangs alle Behutsamkeit gebraucht, welche der geizige Besitzer eines kostbaren Schatzes nur immer anwenden kann, um ihn vor der schlauesten Nachstellung zu verwahren. Aber die Tugend der Dame, und die herrschende Neigung, welche Dionys in den ersten Jahren seiner Regierung für diejenige Classe von Schönen zeigte, welche nicht so viel Schwierigkeiten machen; vielleicht auch eine gewisse Laulichkeit, welche die Eigentümer dieser wundertätigen Schönheiten gemeiniglich nach Verfluß zweier oder[780] dreier Jahre, oft auch viel früher, unvermerkt zu überschleichen pflegt; hatten seine Eifersucht so zahm gemacht, daß er in der Folge kein Bedenken trug, sie den Princessinnen so oft sie wollten zur Gesellschaft zu überlassen. Wir wollen nicht untersuchen, ob Cleonissa damals würklich so tugendhaft war, als die Sprödigkeit ihres Betragens gegen die Manns-Personen und die strengen Maximen, wornach sie andre von ihrem Geschlecht beurteilte, zu beweisen schienen. Genug daß die Princessinnen, und was noch mehr ist, ihr Gemahl, vollkommen davon überzeugt waren, und daß sich noch keiner von den Höflingen unterstanden hatte, eine so ehrwürdige Tugend auf die Probe zu setzen. Während der Zeit, da Plato in so großem Ansehen bei Dionysen stund, war Cleonissa eine von den eifrigsten Verehrerinnen dieses Weisen, und diejenige, welche den erhabenen Jargon seiner Philosophie am geläufigsten reden lernte. Es mag nun aus Begierde sich durch ihren Geist eben so sehr als durch ihre Figur über die übrigen ihres Geschlechts zu erheben, (eine ziemlich gewöhnliche Schwachheit der eigentlich so genannten Schönen,) oder aus irgend einem reinern Beweggrunde geschehen sein; so ist gewiß, daß sie alle Gelegenheiten den göttlichen Plato zu hören mit solcher Begierlichkeit suchte, eine so ausnehmende Hochachtung für seine Person, einen so unbedingten Glauben an seine Begriffe von Schönheit und Liebe, und alle übrige Teile seines Systems zeigte, und mit einem Wort, in kurzer Zeit, an Leib und Seele einer Platonischen Idee so ähnlich sah: Daß dieser weise Mann, stolz auf eine solche Schülerin, durch den besondern Vorzug, den er ihr gab, die allgemeine Meinung von ihrer Weisheit unendlich erhöhte. Es ist wahr, es wäre nur auf ihn angekommen, bei gewissen Gelegenheiten gewisse Beobachtungen in ihren schönen Augen zu machen, welche ihn ohne eine lange Reihe von Schlüssen auf die Vermutung hätten bringen können, daß es nicht unmöglich sein würde, diese Göttin zu humanisieren. Aber der gute Plato hatte damals schon über sechzig Jahre, und machte keine solche Beobachtungen mehr. Cleonissa blieb also in dem Ansehen eines lebendigen Beweises des Platonischen Lehrsatzes, daß die äußerliche Schönheit ein Widerschein der intellectualischen Schönheit des Geistes sei; das Vorurteil für ihre Tugend hielt[781] dem Eindruck, welchen ihre Reizungen hätten machen können, das Gleichgewicht; und sie hatte das Vergnügen, die vollkommne Gleichgültigkeit, welche Dionys für sie behielt, der Weisheit ihres Betragens zu zuschreiben, und sich dadurch ein neues Verdienst bei den Princessinnen zu machen.

Aber – – o! wie wohl läßt sich jener Solonische Ausspruch, daß man niemand vor seinem Ende glück lich preisen solle, auch auf die Tugend der Heldinnen anwenden! Cleonissa sah den Agathon, und – – hörte in diesem Augenblick auf Cleonissa zu sein – – Nein, das eben nicht; ob es gleich nach dem Platonischen Sprachgebrauch richtig gesprochen wäre; aber sie bewies, daß die Princessinnen, und sie selbst, und ihr Gemahl, und der Hof, und die ganze Welt, den göttlichen Plato mit eingeschlossen, sich sehr geirret hatten, sie für etwas anders zu halten als sie war, und als sie einem jeden mit Vorurteilen unbefangenen Beobachter, einem Aristipp zum Exempel, in der ersten Stunde zu sein scheinen mußte.

Sich über einen so natürlichen Zufall zu verwundern, würde unserm Bedünken nach, eine große Sünde gegen das nie genug anzupreisende Nil admirari sein, in welchem (nach der Meinung erfahrner Kenner der menschlichen Dinge) das eigentliche große Geheimnis der Weisheit, dasjenige was einen wahren Adepten macht, verborgen liegt. Die schöne Cleonissa war ein Frauenzimmer, und hatte also ihren Anteil an den Schwachheiten, welche die Natur ihrem Geschlecht eigen gemacht hat, und ohne welche diese Hälfte der menschlichen Gattung weder zu ihrer Bestimmung in dieser sublunarischen Welt so geschickt, noch in der Tat, so liebenswürdig sein würde als sie ist. Ja wie wenig Verdienst würde selbst ihrer Tugend übrig bleiben, wenn sie nicht durch eben diese Schwachheiten auf die Probe gesetzt würde?

Dem sei nun wie ihm wolle, die Dame fühlte, so bald sie unsern Helden erblickte, etwas, das die Tugend einer gewöhnlichen Sterblichen hätte beunruhigen können. Aber es gibt Tugenden von einer so starken Complexion, daß sie durch nichts beunruhiget werden; und die ihrige war von dieser Art. Sie überließ sich den Eindrücken, welche ohne Zutun ihres Willens auf sie gemacht wurden, mit aller Unerschrockenheit, welche[782] ihr das Bewußtsein ihrer Stärke geben konnte. Die Vollkommenheit des Gegenstandes rechtfertigte die außerordentliche Hochachtung, welche sie für ihn bezeugte. Große Seelen sind am geschicktesten, einander Gerechtigkeit widerfahren zu lassen; und ihre Eigenliebe ist so sehr dabei interessiert, daß sie die Parteilichkeit für einander sehr weit treiben können, ohne sich dadurch besonderer Absichten verdächtig zu machen. Ein so unedler Verdacht konnte ohnehin nicht auf die erhabene Cleonissa fallen; indessen war doch nichts natürlicher, als die Erwartung, daß sie in unserm Helden eben diesen, wo nicht einen noch höhern Grad der Bewunderung erwecken werde, als sie für ihn empfand. Diese Erwartung verwandelte sich eben so natürlich in ein mit Unmut vermischtes Erstaunen, da sie sich darin betrogen sah; und was konnte aus diesem Erstaunen anders werden, als eine heftige Begierde, ihrer durch seine Gleichgültigkeit äußerst beleidigten Eigenliebe eine vollständige Genugtuung zu verschaffen? Auch wenn sie selbst gleichgültig gewesen wäre, hätte sie mit Recht erwarten können, daß ein so feiner Kenner ihren Wert zu empfinden, und eine Cleonissa von den kleinern Sternen, welchen nur in ihrer Abwesenheit zu glänzen erlaubt war, zu unterscheiden wissen werde. Wie sehr mußte sie sich also beleidiget halten, da sie mit diesem edeln Enthusiasmus, womit die privilegierte Seelen sich über die kleinen Bedenklichkeiten gewöhnlicher Leute hinwegsetzen, ihm entgegengeflogen war, und die Beweise ihrer sympathetischen Hochachtung nicht so lange zurückzuhalten gewürdiget hatte, bis sie von der seinigen überzeugt worden wäre? Da es nur von ihrer Eigenliebe abhing, die Größe des Unrechts nach der Empfindung ihres eignen Werts zu bestimmen; so war die Rache, welche sie sich an unserm Helden zu nehmen vorsetzte, die grausamste, welche nur immer in das Herz einer beleidigten Schönen kommen kann. Sie wollte die ganze vereinigte Macht aller ihrer intellectualischen und körperlichen Reizungen, verstärkt durch alle Kunstgriffe der schlauesten Coketterie (wovon ein so allgemeines Genie als das ihrige wenigstens die Theorie besitzen mußte) dazu anwenden, ihren Undankbaren zu ihren Füßen zu legen; und wenn sie ihn durch die gehörige Abwechslungen von Furcht und Hoffnung endlich in den kläglichen[783] Zustand eines von Liebe und Sehnsucht verzehrten Seladons gebracht, und sich an dem Schauspiel seiner Seufzer, Tränen, Klagen, Ausrufungen und aller andern Ausbrüche der verliebten Torheit lange genug ergötzt haben würde- – ihn endlich auf einmal die ganze Schwere der kaltsinnigsten Verachtung fühlen lassen. So wohlausgesonnen diese Rache war; so eifrig und mit so vieler Geschicklichkeit wurden die Anstalten dazu ins Werk gesetzt; und wir müssen gestehen, daß wenn der Erfolg eines Projects allein von der guten Ausführung abhinge, die schöne Cleonissa den vollständigsten Triumph hätte erhalten müssen, der jemals über den Trotz eines widerspenstigen Herzens erhalten worden wäre. Ob diese Dame, wenn Agathon sich in ihrem Netze gefangen hätte, fähig gewesen wäre, die Rache so weit zu treiben als sie sich selbst versprochen hatte? – – ist eine problematische Frage, deren Entscheidung vielleicht sie selbst, wenn der Fall sich ereignet hätte, in keine kleine Verlogenheit gesetzt haben würde. Aber Agathon ließ es nicht so weit kommen. Er legte eine neue Probe ab, daß es nur einer Danae gegeben war, die schwache Seite von seinem Herzen ausfündig zu machen. Cleonissa hatte bereits die Hälfte ihrer Künste erschöpft, ehe er nur gewahr wurde, daß ein Anschlag gegen ihn im Werke sei; und von dem Augenblick, da er es gewahr wurde, stieg sein Kaltsinn, nach dem Verhältnis wie ihre Bemühungen sich verdoppelten, auf einen solchen Grad; oder deutlicher zu reden, der Absatz, den ihre zuletzt bis zur Unanständigkeit getriebene Nachstellungen mit der affectierten Erhabenheit ihrer Denkungs-Art, und mit der Majestät ihrer Tugend machten, tat eine so schlimme Würkung bei ihm, daß die schöne Cleonissa sich genötiget sah, die Hoffnung des Triumphs, womit sich ihre Eitelkeit geschmeichelt hatte, gänzlich aufzugeben. Die Wut, in welche sie dadurch gesetzt wurde, verwandelte sich nach und nach in den vollständigsten Haß, der jemals (mit Shakespear zu reden) die Milch einer weiblichen Brust in Galle verwandelt hat. Alles was sie ihrer Tugend in diesen Umständen zu tun gab, war, die Bewegungen dieser Leidenschaft so geschickt zu verbergen, daß weder der Hof noch Agathon selbst gewahr wurde, mit welcher Ungeduld sie sich nach einer Gelegenheit sehnte, ihn die Würkungen davon empfinden zu lassen.[784]

In dieser Situation befanden sich die Sachen, als Dionys, des ruhigen Besitzes der immer gefälligen Bacchidion, und ihrer Tänze überdrüssig, sich zum ersten mal einfallen ließ, die Beobachtung zu machen, daß Cleonissa schön sei. Er hatte sie noch nicht lange mit einiger Aufmerksamkeit beobachtet, so deuchte ihn, daß er noch nie keine so schöne Creatur gesehen habe; und nun fing er an sich zu verwundern, daß er diese Beobachtung nicht eher gemacht habe. Endlich erinnerte er sich, daß die Dame sich jederzeit durch eine sehr spröde Tugend und einen erklärten Hang für die Metaphysik unterschieden hatte; und nun zweifelte er nicht mehr, daß es dieser Umstand gewesen sein müsse, was ihn verhindert habe, ihrer Schönheit eher Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Eine Art von maschinalischer Ehrfurcht vor der Tugend, die von seiner Indolenz und der furchtbaren Vorstellung herkam, welche er sich von den Schwierigkeiten sie zu besiegen in den Kopf gesetzt hatte, würde ihn vielleicht auch diesesmal in den Grenzen einer untätigen Bewunderung gehalten haben, wenn nicht einer von diesen kleinen Zufällen, welche so oft die Ursachen der größesten Begebenheiten werden, seine natürliche Trägheit auf einmal in die ungeduldigste Leidenschaft verwandelt hätte. Da dieser Zufall jederzeit eine Anecdote geblieben ist, so können wir nicht gewiß sagen, ob es (wie einige Sicilianische Geschichtschreiber vorgeben) der nämliche gewesen, wodurch in neuern Zeiten die Schwester des berühmten Herzogs von Marlborough den ersten Grund zu dem außerordentlichen Glück ihrer Familie gelegt haben soll; oder ob er sie vielleicht von ungefähr in dem Zustand überrascht haben mochte, worin der Actäon der Poeten das Unglück hatte, die schöne Diana zu erblicken. Das ist indessen ausgemacht, daß von dieser geheimen Begebenheit an, die Leidenschaft und die Absichten des Dionys einen Schwung nahmen, wodurch sich die Tugend der allzuschönen Cleonissa in keine geringe Verlegenheit gesetzt befand, wie sie in einer so schlüpfrigen Situation dasjenige, was sie sich selbst schuldig war, mit den Pflichten gegen ihren Prinzen vereinigen wollte. Dionys war so dringend, so unvorsichtig – – und sie hatte so viele Personen in Acht zu nehmen – – sie, die in jedem andern Frauenzimmer eine Nebenbuhlerin hatte, und bei jedem Schritt von[785] hundert eifersüchtigen Augen belauret wurde, welche nicht ermangelt haben würden, den kleinsten Fehltritt, den sie gemacht hätte, durch eben so viele Zungen der ganzen Welt in die Ohren flüstern zu lassen. Auf der einen Seite, ein von Liebe brennender König zu ihren Füßen, bereit eine unbegrenzte Gewalt über ihn selbst und über alles was er hatte, um die kleinste ihrer Gunstbezeugungen hinzugeben – – auf der andern, der glänzende Ruhm einer Tugend, welche noch kein Sterblicher für fehlbar zu halten sich unterstanden hatte, das Vertrauen der Princessinnen, die Hochachtung ihres Gemahls – – Man muß gestehen, tausend andre würden sich zwischen zweien auf so verschiedene Seiten ziehenden Kräften nicht zu helfen gewußt haben. Aber Cleonissa wußte es, ob sie sich gleich zum ersten mal in dieser Schwierigkeit befand, so gut, daß der ganze Plan ihres Betragens sie schwerlich eine einzige schlaflose Nacht kostete. Sie sah beim ersten Blick, wie wichtig die Vorteile waren, welche sie in diesen Umständen von ihrer Tugend ziehen konnte. Das nämliche Mittel, wodurch sie ihren Ruhm sicher stellen, und die Freundschaft der Princessinnen erhalten konnte, war unstreitig auch dasjenige, was den unbeständigen Dionys, bei dem vorsichtigen Gebrauch der erforderlichen Aufmunterungen, auf immer in ihren Fesseln behalten würde. Sie setzte also seinen Erklärungen, Verheißungen, Bitten, Drohungen, (zu den feinern Nachstellungen wer er weder zärtlich noch schlau genug) eine Tugend entgegen, welche ihn durch ihre Hartnäckigkeit notwendig hätte ermüden müssen, wenn das Mitleiden mit dem Zustand, worein sie ihn zu setzen gezwungen war, sie nicht zu gleicher Zeit vermocht hätte, seine Pein durch alle die kleinen Palliative zu lindern, welche im Grunde für eine Art von Gunstbezeugungen angesehen werden können, ohne daß gleichwohl die Tugend, bei einem Liebhaber wie Dionys war, dadurch zuviel von ihrer Würde zu vergeben scheint. Die zärtliche Empfindlichkeit ihres Herzens – – die Gewalt welche sie sich antun mußte, einem so liebenswürdigen Prinzen zu widerstehen – die stillschweigenden Geständnisse ihrer Schwachheit, welche zu eben der Zeit, da sie ihm den entschlossensten Widerstand tat, ihrem schönen Busen wider ihren Willen entflohen – – o! tugendhafte Cleonissa! Was für eine gute Actrice warest du! – –[786] Was hätte Dionys sein müssen, wenn er bei solchen Anscheinungen die Hoffnung aufgegeben hätte, endlich noch glücklich zu werden?

Inzwischen war, ungeachtet aller Behutsamkeit, welche Cleonissa, und Dionys selbst gebrauchte, die Leidenschaft dieses Prinzen, und die unüberwindliche Tugend seiner Göttin, ein Geheimnis, welches der ganze Hof wußte, wenn man schon nicht dergleichen tat, als ob man Augen oder Ohren hätte. Cleonissa hatte die Vorsicht gebraucht, die Schwestern des Prinzen, von dem Augenblicke, da sie an seiner Leidenschaft nicht mehr zweifeln konnte, zu ihren Vertrauten zu machen; diese hatten wieder im Vertrauen alles seiner Gemahlin entdeckt, und die Gemahlin seiner Mutter. Die Princessinnen, welche seine bisherigen Ausschweifungen immer vergebens beseufzet, und besonders gegen die arme Bacchidion einen Widerwillen gefaßt hatten, wovon sich kein andrer Grund, als die launische Denkungs-Art dieser Damen angeben läßt, waren erfreut, daß seine Neigung endlich einmal auf einen tugendhaften Gegenstand gefallen war. Die ausnehmende Klugheit der schönen Cleonissa machte ihnen Hoffnung, daß es ihr gelingen würde, ihn unvermerkt auf den rechten Weg zu bringen. Cleonissa erstattete ihnen jedes mal getreuen Bericht von allem was zwischen ihr und ihrem Liebhaber vorgegangen war – – oder doch von allem, was die Princessinnen davon zu wissen nötig hatten; alle Maßregeln, wie sie sich gegen ihn betragen sollte, wurden in dem Cabinet der Königin abgeredet; und diese gute Dame, welche das Unglück hatte, die Kaltsinnigkeit ihres Gemahls gegen sie lebhafter zu empfinden, als es für ihre Ruhe gut war, gab sich alle mögliche Bewegungen, die Bemühungen zu befördern, welche von der tugendhaften Cleonissa angewandt wurden, den Prinzen in die Schranken der Gebühr zurückzubringen. Alles dieses machte eine Art von Intrigue aus, bei welcher, ungeachtet der anscheinenden Ruhe, der ganze Hof in innerlicher Bewegung war. Der einzige Philistus, derjenige der am meisten Ursache hatte, aufmerksam zu sein, wußte nichts von allem was jedermann wußte; oder bewies doch wenigstens in seinem ganzen Betragen eine so seltsame Sicherheit, daß wir, wenn uns das außerordentliche Vertrauen nicht bekannt wäre, welches er in[787] die Tugend seiner Gemahlin zu setzen Ursache hatte, fast notwendig auf den Argwohn geraten müßten, als ob er gewisse Absichten bei dieser Aufführung gehabt haben könnte, welche seinem Character keine sonderliche Ehre machen würden.

Alles ging wie es gehen sollte; Dionys setzte die Belagerung mit der äußersten Hartnäckigkeit und mit Hoffnungen fort, welche der tapfre Widerstand der weisen Cleonissa ziemlich zweideutig machte – – die Liebe schien noch wenig über ihre Tugend erhalten zu haben, obgleich diese allmählich anfing, von ihrer Majestät nachzulassen, und zu erkennen zu geben, daß sie nicht ganz ungeneigt wäre, unter hinlänglicher Sicherheit sich in ein geheimes Verständnis, in so fern es eine bloße Liebe der Seele zur Absicht hätte, einzulassen – – Die Princessinnen sahen mit dem vollkommensten Vertrauen auf die keuschen Reizungen ihrer Freundin, der Entwicklung des Stücks entgegen – – und Philistus war von einer Gefälligkeit, von einer Indolenz, wie man niemals gesehen hat: Als Agathon, zum Unglück für ihn und für Sicilien, durch einen Eifer, der an einem Staats-Mann von so vieler Einsicht kaum zu entschuldigen war, sich verleiten ließ, den glücklichen Fortgang der verschiedenen Absichten, welchen Dionys- – Cleonissa- – die Princessinnen- und vielleicht auch Philistus – – schon so nahe zu sein glaubten, durch seine unzeitige Dazwischenkunft zu unterbrechen.

Quelle:
Christoph Martin Wieland: Werke. Band 1, München 1964 ff., S. 774-788.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Geschichte des Agathon
C. M. Wielands Sammtliche Werke (2); Geschichte Des Agathon
Geschichte des Agathon (Dünndruck). Agathon und Hippias, ein Gespräch im Elysium ( 1799).
Romane. ( Geschichte des Agathon / Geschichte der Abderiten.)
Werke in zwölf Bänden: Band 3: Geschichte des Agathon
Werke in zwölf Bänden: Band 3:Geschichte des Agathon

Buchempfehlung

Stifter, Adalbert

Bunte Steine. Ein Festgeschenk 1852

Bunte Steine. Ein Festgeschenk 1852

Noch in der Berufungsphase zum Schulrat veröffentlicht Stifter 1853 seine Sammlung von sechs Erzählungen »Bunte Steine«. In der berühmten Vorrede bekennt er, Dichtung sei für ihn nach der Religion das Höchste auf Erden. Das sanfte Gesetz des natürlichen Lebens schwebt über der idyllischen Welt seiner Erzählungen, in denen überraschende Gefahren und ausweglose Situationen lauern, denen nur durch das sittlich Notwendige zu entkommen ist.

230 Seiten, 9.60 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon