Siebenter Auftritt.

[94] Phöbe, Pausanias; ein Sklave des Apelles.


PHÖBE blickt umher.

Wo bin ich? – Hier. – Apelles fort. – Wer steht dort?


Ein Sklave, aus dem zweiten Gemach von rechts gekommen, tritt zu Phöbe, eine versiegelte Rolle in der Hand.


Was bringst du, Lydus?

SKLAVE.

Dieses Schreiben, Herrin,

Ein Sklave bracht's. Für dich.

PHÖBE nimmt die Rolle. Leiser.

Wer ist der Mann,

Der blasse dort?

SKLAVE blickt flüchtig hin.

Der Arzt. – Er geht.


Pausanias geht langsam ins zweite Gemach, wo er links verschwindet.[94]


PHÖBE.

Du auch.


Der Sklave ab. Phöbe öffnet die Rolle.


Wer schickt mir diesen Brief? Überrascht. Septimius! Liest. »Septimius seiner Herrin Phöbe Gruß und Unterwerfung! – Die Götter fügen es so, daß ich noch heute nacht die Reise antrete nach dem ersehnten Rom. Unsre alte Freundschaft hat Apelles zerrissen; die Ehre gebietet mir jetzt nicht minder als das Mitleid, dir noch einmal die Hilfe anzubieten, die dich aus einem deiner unwürdigen Sorgenmeer errettet. Der dir dies schreibt, begehrt nichts, weder Dank noch andres, nur den nichtsbedeutenden Schimmer eine fernen Hoffnung. Fünf Schritte von dir ist mein Haus; dort erwarte ich dich oder deine Botschaft.«


Quelle:
Adolf Wilbrandt: Der Meister von Palmyra. Stuttgart 61896, S. 94-95.
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