Elfter Auftritt

[181] Ein Knecht kommt aus den Keller, setzt einen Krug vor Köhne Finke. Andere Mädchen kommen zu den vorigen und bleiben mit ihnen stehen.


KNECHT. Den schickt Meester Martin. Ab.

FINKE. Und den trinkt Köhne Finke. Hebt den Krug, schielt über denselben zu den Mädchen hinüber. Sie is ja nich damang – was jehen mich denn die dummen Liesen an. Dreht sich von ihnen ab.

GRETHE halblaut. Wenn ich man bloß wüßte, ob er's wirklich is?

KÄTHE ebenso. Wer soll's denn sonst sein? Den Bart hat er sich ein bißchen wachsen lassen.


Die Mädchen fassen sich Arm in Arm und gehen im Hintergrunde der Bühne auf und ab, Köhne Finke beobachtend.


KÄTHE wie oben. Ich werde ihn mal 'rauslocken, gib acht. Laut. Von Köhne Finke sprecht Ihr? Ach, der is ja in die weite Welt gegangen, der kommt nich wieder.[181]

GRETHE laut. Was soll denn der auch in Berlin? Meister wird er ja doch nie, kann also auch kein ordentliches Mädchen nich heimführen.

FINKE für sich. I – du Kröte du!

KÄTHE laut. Der is ein Vagabund geworden, der wird im Leben kein ordentlicher Mann.

FINKE singt laut, ohne die Mädchen dabei anzusehen.

Meine Mutter hat die Gänse abgerupft,

Gänse abgerupft,

Nackicht sind sie in der Stube 'rumgehupft,

Stube 'rumgehupft,

Hupp – Hupp!


Die Mädchen stoßen sich kichernd an.


KÄTHE laut. Früher, wie er noch in Berlin war, da konnte er singen, das war noch das einzige Gute an ihm.

GRETHE laut. Das soll er nu aber auch ganz verlernt haben, habe ich mir sagen lassen.

KÄTHE blickt nach rechts. Da kommt Rieke Stroband.

FINKE fährt auf; für sich. Donner – nu muß ich fort! Aber ich soll ja den Burgemeester hier abwarten – hol's der Deibel! Sinkt auf den Stuhl zurück, wendet sich ganz von den Mädchen ab.


Quelle:
Ernst von Wildenbruch: Gesammelte Werke. Band 9, Berlin 1911–1918, S. 181-182.
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