Atomtheorie

[343] Atomtheorie ist die Hypothese, derzufolge die chemischen Verbindungen aus einer Zusammenlagerung einer gewissen Zahl von Atomen (s.d.) der in der Verbindung enthaltenen Elemente bestehen.

Diese Atome, die kleinsten Teilchen, aus denen ein jedes Element besteht, sind untereinander in jeder Beziehung, insbesondere an Masse, absolut gleichartig, Atome verschiedener Elemente aber ebenso verschieden wie diese, so daß jedes Elementaratom der vollständige Repräsentant aller Eigenschaften seines Elements ist. Hieraus ergeben sich die stöchiometrischen Grundgesetze der Chemie als natürliche Folge: Die eine Verbindung zusammensetzenden Elemente flehen stets in konstantem Gewichtsverhältnis zueinander (Gesetz der konstanten Proportionen); denn indem Zahl und Gewicht der sich verbindenden Atome konstant ist, muß auch ihr gegenseitiges Gewichtsverhältnis konstant sein. Wenn ein Element mit einem andern sich zu verschiedenen Verbindungen in verschiedenen Verhältnissen vereinigt, so bedeutet dies, daß verschieden viele Atome desselben mit dem andern in Verbindung treten, es müssen also die Gewichtsmengen dieses variablen Elements zueinander im Verhältnis der Zahl seiner Atome flehen, d.h. in ganzzahliger rationaler Proportion (Gesetz der multiplen Proportionen). Wenn jedes von drei verschiedenen Elementen A, B, C imstande ist, mit jedem der beiden andern sich zu verbinden, so sind z.B. die Gewichtsmengen von B und C, die sich je mit 1 g A verbinden, dieselben, mit denen sich B und C gegenseitig vereinigen, oder flehen in einfachen Verhältnissen zu diesen (Gesetz der konstanten Verbindungsgewichte); diese Gewichtsverhältnisse stellen im Sinne der Atomtheorie die relativen Gewichte der Atome dar und ihre Konstanz bei Konstanz der gewählten Einheit ergibt sich als notwendige Folge (vgl. auch Atomgewicht). Vermöge ihrer Anschaulichkeit und inneren Wahrscheinlichkeit, wie ihrer Fähigkeit, die gesamten Erfahrungen der Chemie unter einen einheitlichen Gesichtspunkt zu vereinigen, gewann die Theorie schnell allgemeine Anerkennung, namentlich in England und Frankreich, langsamer in Deutschland, wo zu jener Zeit die abstrakten Lehren der Naturphilosophie ihr den Einzug erschwerten (vgl. auch Molekulartheorie).


Literatur: Dalton, Grundl. d. Atomtheorie, Ostwalds Klassiker Nr. 3, Leipzig 1889.

Abegg.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 343.
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