Bildungsenergie

[31] Bildungsenergie, freie, die maximale Arbeit, die bei der Bildung einer Verbindung aus ihren Elementen gewonnen werden kann.

Sie steht zu der Bildungswärme (s.d.) in demselben Verhältnis, wie im allgemeinen die »freie Energie« zur »Gesamtenergie« Den Messungen sind hier wie dort nur die Aenderungen dieser Größen zugänglich, wenn man nicht, wie es gewöhnlich geschieht, als willkürlichen Nullpunkt die freie Bildungsenergie der Elemente annimmt. Die Auswertung der freien Bildungsenergie ist möglich, wo sich die Bildung oder Zerlegung einer Verbindung isotherm und umkehrbar ausführen läßt. Sie ergibt sich daher z.B. gleich der elektromotorischen Kraft, die zur Herbeiführung bezw. Hemmung chemischer Reaktionen auf elektrischem Wege erfordert wird; so vollzieht sich im Daniell-Element die Abscheidung von Kupfer und gleichzeitige Auflösung von Zink (Zn + CuSO4, = ZnSO4 + Cu) mit einer Kraftproduktion von 1,1 Volt und kann durch etwas mehr wie 1,1 Volt rückgängig gemacht werden. Die freie Bildungsenergie von Cu aus CuSO4 und Zn ist daher in elektrischem Maß gleich 1,1 Volt. Auch die Bestimmung der Gleichgewichtskonzentrationen, zu denen eine Reaktion führt, ergibt ein Maß der freien Bildungsenergie der Reaktionsprodukte: nach van't Hoff ist nämlich diese Energie gleich RTlnK, wenn R die Gaskonstante, T die absolute Temperatur und K. die aus den Gleichgewichtskonzentrationen sich ergebende Gleichgewichtskonstante bedeutet.


Literatur: van't Hoff-Cohen, Studien zur chemischen Dynamik; Nernst, Theoretische Chemie,. 4. Aufl., Stuttgart 1904.

Abegg.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 31.
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