Dampfgraber

[551] Dampfgraber, eine Straßenlokomotive, die an einer Seite oder hinten ein System von Grabgabeln besitzt, die bei der Fortbewegung der Maschine in Tätigkeit treten und den Boden in ähnlicher Weise bearbeiten sollen, wie es mit dem Spaten von Hand geschieht.

Von solchen Apparaten sind zu nennen der 1879 in England vorgeführte »Pedestrian« von Darby und der 1886 erstmals in Deutschland in Arbeit gezeigte Dampfspatpflug von Frank Proctor. – Auf der Weltausstellung Paris 1900 war ein Apparat von Nuba Pascha, Kairo, ausgestellt, bei dem zwei mit Zinken besetzte Scheiben am hinteren Ende der Lokomotive quer zur Bewegungsrichtung rotierten und das Erdreich dabei in Streifen zerlegen und teilweise umwenden sollten. – Diese Apparate haben für unsre Verhältnisse keinen praktischen Wert, weil sie den größten Teil der verfügbaren Kraft zu ihrer eignen Fortbewegung verbrauchen, durch die breiten Räder das Erdreich, das sie lockern sollen, festdrücken und ungleiche Arbeit liefern sowie den Boden ungenügend umwerfen. Der hohe Preis im Verein mit der geringen Maximalleistung schließen jeden Wettbewerb mit den Maschinenpflügen (s.d.) aus. Ob die neuerdings von verschiedenen Seiten aufgenommenen Versuche, die Dampfmaschine durch Explosionsmotore zu ersetzen und dadurch die tote Last herabzusetzen, zu brauchbaren Resultaten führen werden, läßt sich zurzeit noch nicht beurteilen.

Wrobel.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 551.
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