Elektron [1]

[424] Elektron nennt man das Elementarteilchen der Elektrizität, das analog wie die chemischen Atome die kleinsten Teile der Materie, das kleinstmögliche, nicht mehr teilbare Elektrizitätsquantum darstellt.

Es ist bis jetzt nur gelungen, negative freie, d.h. von chemischen Atomen befreite Elektronen zu erhalten. Die Kathodenstrahlen bestehen aus solchen mit großer Geschwindigkeit (bis zu etwa 1/4 Lichtgeschwindigkeit) fortgeschleuderten negativen Elektronen; ferner sind die von den radioaktiven Substanzen, dem Radium u.s.w. ausgesandten Becquerelstrahlen als mit nahezu Lichtgeschwindigkeit emittierte Elektronen erkannt. Auch hat sich die Lichtemission glühender Metalldämpfe auf Schwingungen negativer Elektronen um das positiv geladene Metallatom zurückführen lassen. Aus allen drei Phänomenen ist die Masse des negativen Elektrons nahezu übereinstimmend zu etwa 1/2000 derjenigen des Wasserstoffatoms berechnet. Bei den mit sehr großer Geschwindigkeit geschleuderten Elektronen nimmt jedoch die Masse mit wachsender Geschwindigkeit zu, indem sich die durch die Wirkung der elektrischen Ladung des Elektrons auf den Lichtäther bedingte »elektromagnetische Masse« zu der gewöhnlichen addiert. Nach den Messungen Kaufmanns ist es sogar wahrscheinlich, daß die gesamte Masse elektromagnetischer[424] Natur ist. In Gasen umgeben sich die Elektronen mit einem Hofe (bis etwa 7) unelektrischer Gasatome, worauf ihre kondensierende Wirkung in übersättigten Dämpfen beruht. Die negativen und positiven Ionen in Lösungen sind nach dieser atomistischen Elektrizitätstheorie als chemische Verbindungen von unelektrischen Atomen mit negativen oder positiven Elektronen aufzufassen; das Faradaysche Gesetz, nach dem immer die gleiche Elektrizitätsmenge bezw. ein ganzzahliges Vielfaches derselben mit einem Grammatom wandert, ist also hiernach eine Folge des chemischen Gesetzes der konstanten und multiplen Proportionen. Nach neueren Theorien ist auch die Elektrizitätsleitung in Metallen im wesentlichen auf den Transport negativer freier Elektronen im Metall zurückzuführen. – S.a. Elektrolyse und Bernstein.


Literatur: Riecke, Lehrbuch der Physik, 2. Aufl., Leipzig 1902; Nernst, Theoret. Chemie, 4. Aufl., Stuttgart 1903; Stark, J., Die Elektrizität in Gasen, Leipzig 1902.

F. Krüger.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 3 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 424-425.
Lizenz:
Faksimiles:
424 | 425
Kategorien: