Gewann

[461] Gewann. Die Grundstücke einer Gemarkung bilden je nach Lage, Besitz- und Anbauverhältnissen getrennte Gruppen, Gewanne mit besonderen Namen. Diele beziehen sich auf Bodenbeschaffenheit, wie »Ried«, »Sand«, »Letten«, auf Benutzungsart, wie »Bungert« (Baumgarten), »Kohlgarten«, »Neumatten«, auf Besitzverhältnisse, wie »Allmend«, »Klosterhof«, »Rittersgrund«, auf die Lage, wie »Eck«, »Sommerberg«, »Sattel« oder endlich auf historische Erinnerungen, wie »Heidengrab«, »Franzosenweg«, »Judenbuch« u.a.m.

Sehr häufig werden durch oberflächlich arbeitende Grundbuchführer und Kartographen solche Namen in unglaublicher Weise verdorben. An einem Ort ist z.B. aus Fohlenstall Füllenstall, schließlich Phyllistal, aus Hoheneckbuck Honigbuch oder Hunnenbuck geworden, und bedauerlicherweise nimmt man sich nicht überall bei den Landesvermessungen die Mühe, dem Ursprung solcher Namen nachzugehen, obgleich man damit nicht selten auf historisch ganz interessante Dinge kommt. Scharf abgegrenzt sind die Gewanne meist nicht; wo eine ungeregelte Gemenglage der Parzellen herrscht, gehen dieselben oft unklar ineinander über. Bei Neueinteilung einer Gemarkung s. Feldbereinigung, Bd. 3, S. 676, kann auch hierin Ordnung geschaffen werden.

Lubberger.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 461.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika