Kleinpflaster [1]

[509] Kleinpflaster (Steinschlagpflaster), eine von Gravenhorst zu Stade eingeführte Neuerung der Fahrbahnbefestigung von Landstraßen.

Die Straßenoberfläche wird auf einer festen, jedoch nicht harten, den Druck der Verkehrslast voll aufnehmenden Unterbettung, mit größeren Steinschlagstücken von annähernder Würfelform, mosaikartig eingepflastert. Der Unterbau kann entweder als Packlage oder wie für eine makadamisierte Steinschlagbahn aus grobem Steinschlag oder Grand etwa 10 cm stark hergestellt und mit der Walze so abgeglichen werden, daß die Oberfläche die der Straße zu gebende Querschnittform erhält. Die Randsteine können nach der Dichtung des Unterbaues etwa 8 cm vorragen. Aeltere Steinschlagbahnen können nach Aufhacken der Oberfläche und Herstellung der gewünschten Querschnittform, unmittelbar als Unterbau dienen. Als Bettungsmaterial für das Pflaster dient eine in lockerem Zustande 3–4 cm starke steinfreie Kiesschicht, die mit der Schablone (dem Sandpfluge), der Querschnittform entsprechend, abgeglichen wird, worauf die Pflasterung und Abrammung erfolgen kann. Bei Sand wird die Bettungsstärke jetzt nur noch 1–2 cm angenommen [2]. Die Herstellung eines solchen Steinschlagpflasters, das sich in den Versuchsstrecken gut gehalten haben soll (die alten Strecken vom Jahre 1885 befinden sich noch in tadellosem Zustande [2]) wird erheblich billiger als ein Klinkerpflaster oder eine gewöhnliche Pflasterbahn, aber 10–20% teurer als eine Steinschlagbahn, befährt sich aber viel angenehmer, ist trockener und sauberer, staubfreier, viermal so haltbar als letztere und wird in der Ausbesserung nicht teurer als eine gewöhnliche Steinschlagbahn. Die Abnutzung beträgt nur 1/7–1/8 derjenigen der Steinschlagbahn [2]. Wesentliche Bedingung für gute Haltbarkeit ist: sorgfältige Ausführung, besonders des Unterbaues, der auch bei Frostaufgang nicht nachgeben darf, und gutes, widerstandsfähiges Material.


Literatur: [1] Zeitschr. des Arch.- u. Ing.-Ver. zu Hannover 1887, S. 425; 1894, S. 19; 1895, S. 19; Handb. der Baukunde, Berlin 1892, 3. Abt., 4. Heft, S. 172. – [2] Deutsche Bauztg. 1894, S. 325, 337 und 418; 1897, S. 501; 1898, S. 634; 1899, S. 22, 76, 95, 307, 574, 624; 1900, S. 25, 330, 355, 546; Zentralbl. der Bauverw. 1903, S. 86; Zeitschr. für Transportwesen und Straßenbau 1895, S. 174; 1900, S. 311, 343, 376; 1901, S. 539; 1903, S. 166; Willmann, L. v., Straßenbau, Fortschritte der Ingenieurwissenschaft, zweite Gruppe, Leipzig 1895, 4. Heft, S. 18; Handb. der Ing.-Wiss., Leipzig 1903, 3. Aufl., Bd. 1, 4. Abt., 8. Kap., S. 108 und 401.

L. v. Willmann.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 509.
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