Luftventile

[262] Luftventile, Vorrichtungen zum Ablassen der Luft aus Rohrleitungen; man unterscheidet selbsttätige, welche an den höchsten Punkten einer Leitung angebracht, und solche, welche von Hand geöffnet und nach Entfernung der Luft wieder geschlossen werden. Letztere dienen hauptsächlich zum Ablässen der Luft beim Füllen neuer oder vorher entleerter Leitungen.[262]

Beim selbsttätigen Luftventil (Fig. 1) verschließt nach Anfüllung des Ventilgehäuses mit Wasser der Auftrieb der Schwimmkugel S mittels der in zwei Führungen laufenden Kolbenstange K die nach außen führende Oeffnung in der Ventilhaube. Sammelt sich unter der Schwimmkugel Luft an, so sinkt die erstere vermöge ihrer Schwere in die in der Figur gezeichnete Stellung zurück, vorausgesetzt, daß das Gewicht von Schwimmkugel und Kolbenstange größer ist als die Pressung gegen die nach außen führende Oeffnung. Die Luft entweicht sodann durch letztere so lange, bis Wasser nachdringt und die Kugel wieder hebt. – Als bestwirkende selbsttätige Luftventile sind übrigens die ständig laufenden Brunnen anzusehen, deren Zuflußrohr von der höchsten Stelle der zu entlüftenden Rohrleitung abzweigt. Fig. 2 stellt ein nicht selbsttätiges Luftventil dar. Die Hauptleitung ist mit einem Abzweigstutzen nach oben versehen, an welchen ein kurzes Rohrstück von kleinerem Durchmesser anschließt, welches oben das Luftventil trägt, etwa in der Tiefe von 1 m unter dem Straßenniveau; der Raum zwischen Luftventil und Straßenoberfläche ist durch ein ziemlich weites Schutzrohr abgeschlossen und oben eine Straßenkappe mit abnehmbarem Deckel aufgesetzt; das Oeffnen und Schließen des Luftventils geschieht mit einem einzudeckenden Schlüssel. Die Lichtweite des Luftauslasses ist genügend groß, wenn man den Durchmesser des rund gedrehten Luftkanals zu etwa 5% des Rohrdurchmessers annimmt. Für lange Leitungen von größerem Durchmesser sind Doppelluftventile mit zwei Schwimmkugeln zu empfehlen. Die eine Kugel schließt eine Oeffnung von ca. 125 mm ab, durch welche beim Anfüllen der Leitung die Luft leicht und ungestört entweichen kann; die zweite Kugel verschließt eine Oeffnung von etwa 10 mm und läßt durch diese kleine sich ansammelnde Luftmengen entweichen.

C. Blecken.

Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 1., Fig. 2.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 262-263.
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