Trassierung [2]

[602] Trassierung (Linienführung) der Schiffahrtskanäle bildet einen Teil der Vorarbeiten für die Veranlagung der künstlichen Wasserstraßen.

Im wesentlichen bestehen die Vorarbeiten zur Ermittlung einer vorläufigen Linienführung zwischen zwei gegebenen Endpunkten in dem Entwerfen aller technisch möglichen Linien in den Uebersichts- und Generalstabskarten, in der Entwicklung der zugehörigen Längenprofile und Kanalhaltungen, in der Ermittlung des Wasserbedarfes für die Speisung des Kanales und der Art und Weise der Wasserversorgung und schließlich in der Aufteilung der überschlägigen Bau- und Betriebskosten, um einen Vergleich der einzelnen Varianten zu ermöglichen. Die folgende Begehung des Geländes gibt zumeist schon einen Aufschluß, inwiefern die gewählten Linienführungen allen technischen Forderungen entsprechen und Aenderungen wünschenswert sind. Nach Durchführung dieser technischen Voruntersuchungen und einem vergleichenden Studium der Wirtschaftlichkeit der einzelnen Varianten kann eine Wahl für die in Aussicht zu nehmende endgültige Linienführung getroffen werden. Die weiteren technischen Vorarbeiten erstrecken sich auf die Detailaufnahme des Geländes, auf eingehende Erhebungen und hydrometrische Messungen für die Wasserversorgung, auf die Durchführung zahlreicher Bodenuntersuchungen, um einen genügenden Aufschluß über die geologischen Verhältnisse und die für Bauzwecke zur Verfügung stehenden Baustoffe zu erlangen und ferner auf die Erhebung der Grundwasserverhältnisse. Die Festlegung der endgültigen Trasse erfolgt dann in den nach den Detailaufnahmen ausgefertigten Schichtenplänen. Hierbei ist auf eine günstige Kreuzung des Kanales mit den Wasserläufen und Verkehrswegen Rücksicht zu nehmen und ist auch anzustreben, den Haltungswasserspiegel tunlichst in Geländehöhe zu legen. Von Vorteil ist es, den Kanal in der[602] Talsohle zu führen und seine Führung an Lehnen zu vermeiden. Für die Festlegung der endgültigen Linie ist die Wahl und die Anzahl der Schiffshebeeinrichtungen – Schleusen oder mechanische Hebewerke – und deren Gefälle von besonderer Bedeutung und ist deren Lage so zu bestimmen, daß einerseits ein günstiger Ausgleich der Erdbewegung stattfindet, anderseits aber auch möglichst lange Haltungen entstehen. Ist die Mittellinie des Kanales im Schichtenplane festgelegt, so kann diese im Felde abgedeckt und hierauf das endgültige Detaillängenprofil aufgenommen werden. Erst nach Durchführung aller dieser Vorarbeiten kann die Verfassung des Detailprojektes und die Aufstellung des Detailkostenvoranschlages erfolgen.

Pachnik.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 602-603.
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