Höhenkurven

[374] Höhenkurven oder Schichtenlinien sind die Verbindungslinien gleicher Höhenpunkte eines unebenen Geländes.

Denkt man sich ein bergiges Gelände durch wagerechte Ebenen geschnitten, die gleichweit voneinander abstehen (s. Fig. 1 und 2), so stellen die Schnittlinien dieser wagerechten Ebenen mit dem Gelände (s. Fig. 2) solche Verbindungslinien gleicher Höhenpunkte dar und lassen im Lageplan aus ihren Zwischenräumen die Neigungsverhältnisse des Geländes erkennen und bestimmen, sobald man den Abstand der wagerechten Ebenen voneinander kennt und die Lage der Höhenkurven so gewählt hat, daß zwischen ihnen die Neigung des Geländes als gleichmäßig angenommen werden kann. Solche Höhenkurven können für alle Arten von Geländestudien, namentlich aber zum Entwerfen von Straßen- und Eisenbahnlinien mit bestimmter Steigung benutzt werden. Beispielsweise wurde in die Fig. 1 und 2, die einen Höhenzug mit zwei Bergkuppen und dazwischen befindlichem Sattel im Schnitt A B und im Grundriß darstellen, ein Linienzug eingezeichnet, der von dem Punkte a den Sattel d mit einer Steigung von 2% erreicht. In Fig. 1 stellt a'' b'' c'' d'' die Projektion, dagegen a b c d'' die Abwicklung der Linie dar, bei welch letzterer die Steigung von 2% in Wirklichkeit zum Ausdruck kommt.

Zur Darstellung von Meerestiefen wurden die Höhenkurven zuerst im Jahre 1737 von dem französischen Geographen Buache benutzt. In die technische Wissenschaft eingeführt wurden sie aber erst im Jahre 1771 durch den Ingenieur Ducaila in Genf [1]. Ein Werkzeug zum raschen Einzeichnen von Höhenkurven in Lagepläne ist von A. Opreschnigg in Graz erfunden worden. Es besteht aus zwei gleichlaufenden Schienen, die mit mehreren ebenfalls gleichlaufenden Zirkelschenkeln gelenkartig verbunden sind, so daß diese Schenkel dem Verlauf der Höhenkurven im Lageplan entsprechend eingestellt und mit Hilfe dieser Einteilung die Höhenkurven gezeichnet werden können [3]. Bezüglich des Absteckens, Aufnehmens und Einzeichnens der Höhenkurven kann auf [1] und [2] verwiesen werden.


Literatur: [1] C.M. Bauernfeind, Elemente der Vermessungskunde, Bd. 2, Stuttgart 1873, S. 311 ff. – [2] Handb. d. Ing.-Wiss., I. Teil, 1. Bd., 4. Aufl., Leipzig 1908, Kap. I, S. 127 (mit eingehenden Literaturangaben). – [3] Zeitschr. d. Oesterr. Ing.- u. Arch.-Ver. 1912, S. 378; Organ f. d. Fortschr. d. Eisenbahnw. 1912, S. 447.

L. v. Willmann.

Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 1., Fig. 2.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 374.
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