Kostüm

Erläuterungen zu den Tafeln ›Kostüme I-III‹.

Tafel I: Altertum und Mittelalter.

Fig. 1. Ägyptischer König. Nach einem altägyptischen Wandgemälde. Lendenschurz und langes, durchsichtiges Obergewand. Brustpanzer und Leibschärpe. Kappe aus gesteiftem Zeug. (Nach H. Weiß, Kostümkunde, Bd. I.)

Fig. 2. Ägyptische Königin. Nach einem altägyptischen Wandgemälde. Stirnband mit Geierkopf, dem Symbol der Isis. In der Hand das mystische Henkelkreuz. (Nach Weiß.)

Fig. 3. Assyrer. Nach einem altägyptischen Wandgemälde. (Nach Weiß.)

Fig. 4. Grieche im Himation, einem Umwurf aus Wolle, der bis zu den Perserkriegen das einzige Kleidungsstück der Männer war. Nach einem Vasenbild.

Fig. 5. Griechin im doppelten Himation, mit Hut aus Geflecht und Fächer (3. Jahrhundert v. Chr.). Nach einer tanagräischen Terrakotte. (Nach Kekulé, Griechische Tonfiguren aus Tanagra.)

Fig. 6. Edler Römer der spätern Zeit in der Tunika (hemdartigem Unterkleid) und der Toga praetexta (mit Purpur umsäumtem, mantelartigem Oberkleid). Nach Weiß.

Fig. 7. Edle Römerin in der Stola (einem langen, bis auf die Füße reichenden Oberkleid) und der Palla (einem Mantel, der beim Ausgehen getragen wurde).

Fig. 8. Byzantinischer Kaiserornat. Nach einem Bild aus dem 10. Jahrhundert n. Chr. Stola (Oberkleid) und Paludamentum (Mantel). Nach Weiß.

Fig. 9. Byzantinische Kaiserin: Theodora, Gemahlin Justinians, in weißem, mit Goldstickerei und farbigen Steinen besetztem Untergewand und purpurnem Schultermantel, der durch eine Agraffe zusammengehalten wird. Nach einem Mosaik aus dem 6. Jahrhundert n. Chr. in San Vitale in Ravenna.

Fig. 10. Fränkischer Edelmann aus derZeit Karls des Kahlen. Nach einer Miniatur des 9. Jahrhunderts. Die Tracht ist noch im wesentlichen die altrömische und erhielt sich bis zum 12. Jahrhundert.

Fig. 11. Französischer Ritter in vollständiger Kettenpanzerrüstung mit Tunika und Streitaxt. Nach einer Miniatur in einem französischen Manuskript des 13. Jahrhunderts (Pariser Nationalbibliothek).

Fig. 12. Ritter des 13. Jahrhunderts in vollständiger Kettenpanzerrüstung mit Topfhelm und Wappenrock. Das Schwert hängt an einem besondern Gurt. Nach einer Miniatur in der Pariser Nationalbibliothek.

Fig. 13. Ritter und Königin des 14. Jahrhunderts. Nach einer Miniatur in der Pariser Nationalbibliothek. Charakteristisch ist die eng anliegende Tracht, bei dem Herrn Wams und Strumpfhosen, bei der Dame die Cotte bardie.

Fig. 14. Flandrische Frau. Nach einer Miniatur in einem französischen Manuskript aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. (Pariser Nationalbibliothek.)


Tafel II: 15. und 16. Jahrhundert

Fig. 1. Edler Florentiner des 15. Jahrhunderts mit roter, wulstartiger Kappe, von der die Sendelbinde herabhängt. Mehrfarbige Strumpfhosen (miparti). Nach einem Gemälde des 15. Jahrhunderts in der Sammlung Guarrazzi zu Florenz.

Fig. 2. Edle Florentinerin des 15. Jahrhunderts mit weißer, goldumsäumter Haube, deren Spitzen wulstartig zusammengedreht auf die Schultern herabfallen. Nach einem Freskogemälde des Domenico Ghirlandajo in Santa Maria Novella in Florenz. (Aus A.v. Heyden, Blätter für Kostümkunde, Bd. I, Berlin 1876, F. Lipperheide.)

Fig. 3. Johanna von Flandern, Gattin des Johann von Montfort, Herzogs von Bretagne (1341), mit zuckerhutförmiger Haube mit gesteiftem Untergestell (Hennin), von der ein Schleier herabfällt. Nach einer Miniatur in der Pariser Nationalbibliothek.

Fig. 4. Burgundisches Edelfräulein des 15. Jahrhunderts, aus einem burgundischen Hautelisse-Teppich in München. Goldbesatz des langen Kleides 10 cm breit. (Nach A.v. Heyden, a.a.O.)

Fig. 5. Französischer Edelmann (Karl von Montagne, gefallen bei Azincourt 1415), mit Schulterwülsten (Mahoîtres) und ausgezackten, lang herabfallenden Ärmeln (sogen. Zatteltracht). Nach einer Miniatur des 15. Jahrhunderts.

Fig. 6. Vornehmer deutscher Bürger um 1480. Aus den Wandgemälden im Huldigungssaal des Rathauses zu Goslar. Damastschaube, mit Granatapfelornament gemustert. Haartracht: Kolbenschnitt. (Nach A.v. Heyden, a.a.O., Bd. III.)

Fig. 7. Vornehme deutsche Frau aus derselben Zeit und aus denselben Malereien. Hohe, spitze Haube mit Spitze von Goldbrokat und mit turbanartigem Wulst. Die weiten Ärmel sind blau gefüttert. Unterkleid von hellblauem. Stoff. (Nach A.v. Heyden, a.a.O., Bd. I.)

Fig. 8. Nürnberger Bürger von 1500, in der mit breiter goldener Borte besetzten Schaube und mit Barett. Nach einem Aquarell von A. Dürer in der Albertina zu Wien.

Fig. 9. Nürnberger Frau von 1500, nach der Unterschrift zum Tanz gehend. Haube mit Kinnband. Lange Oberärmel, mit weißem Pelz gefüttert. Aquarell ebendaselbst.

Fig. 10. Landsknecht um 1520. Nach einem Holzschnitt von Niklas Meldemann. Geschlitzte Rollhosen. Kurzes Wams mit Puffärmeln.

Fig. 11. Kathrina von Medici, Königin von Frankreich (1519–89). Nach einer gleichzeitigen Miniatur. Italienische Tracht unter französischem Einfluß. Charakteristisch sind die Schulterwülste, die gepufften Unterärmel und die Halskrause. Letztere wurde von Italienern angefertigt.

Fig. 12. Don Juan d'Austria. Nach einem Bildnis im Museum zu Madrid, um 1572. Steife Halskrause, unter dem Küraß mit Gänsebauch ein eng anliegendes Kettenhemd, straff gepolsterte Oberschenkelhosen, Trikots. Kette des Ordens vom Goldenen Vlies. (Nach A.v. Ifeyden, a.a.O., Bd. III.)

Fig. 13. Vornehme Italienerin um 1530, nach der sogen. ›Bella di Tiziano‹ in der Galerie des Pal. Pitti in Florenz. Kleid von grünlichblauem Seidendamast, mit roten Samtstreifen besetzt und roten, geschlitzten Unterärmeln unter den gepufften Oberärmeln. Das Pelzchen über der rechten Hand diente dazu, das Ungeziefer vom Körper hineinzulocken. (Nach A.v. Heyden, a.a.O., Bd. II.)


Tafel III: 17.–19. Jahrhundert.

Fig. 1. König Karl I. von England. Nach einem Ölgemälde von 1624 im Schloß Christiansborg in Kopenhagen. Wams aus dunkelviolettem, gemustertem Atlas, mit grüner Borte doppelt besetzt. Typus der ausgearteten spanischen Mode. (Nach A.v. Heyden, Blätter für Kostümkunde, Bd. II.)

Fig. 2. Französische Edeldame um 1650. Nach einem Kupferstich von Abraham Bosse. Breiter Spitzenkragen. Reicher Bortenbesatz des Oberkleides. Geschlitzte Unterärmel. Unterkleid von geblümter Seide. (Nach A.v. Heyden, a.a.O., Bd. II.)

Fig. 3. Holländisches Bürgerpaar um 1640. Nach einem Gemälde, das von dem Architekturmaler Dirk van Delen (ca. 1607–73) und dem Genremaler Dirk Hals (1600–56) herrührt. Die steifen Halskrausen (Krullen) der Frauen werden durch Panzerkorsette gestützt.

Fig. 4. Englische Edeldame: Elisabeth, Gräfin von Devon. Nach einem Gemälde von A. van Dyck um 1630. Tracht am Hof Karls I. Freies, gelocktes Haar, tiefer Halsausschnitt, kurze Taille mit überfallendem Schoß des Leibchens. Die Schleifen hießen Faveurs, weil die Herren sie als Gunstbezeigungen ihrer Damen trugen. (Nach A.v.Heyden, a.a.O., Bd. I.)

Fig. 5. Französischer Edelmann um 1620–30 in der aus der Verwilderung des Dreißigjährigen Krieges erwachsenen Stutzertracht. Nach einer Radierung von J. Callot.

Fig. 6. Kölner Bürgerfrau. Nach einem von Godfridus de Wedike 1633 gemalten Bild in Berlin. Steife, mühlsteinförmige Halskrause, gesteifte Haube, mit Spitzen besetzt, und Spitzenmanschetten. Vom Gürtel hängt eine dreifache goldene Kette herab, an deren Enden ein Messer, eine Kapsel für Wohlriechendes und ein Geldtäschchen befestigt sind. (A.v. Heyden, a.a.O., Bd. II.)

Fig. 7. Ludwig XIV. von Frankreich. Nach einem Modenbild aus der Zeit von 1680. Dreieckiger Hut mit Federnbesatz, Allongeperücke, lange Krawatte, Spitzenmanschetten, Weste von gleicher Länge mit dem Leibrock, Schuhe mit hohen Absätzen.

Fig. 8. Französische Edeldame aus der Zeit von 1680–1700 mit dem Fontange genannten Kopfputz aus gesteiftem Leinenzeug. Der obere Rock ist aufgenommen und fällt als Schleppe von der Hüfte herab. Der untere Rock mit Falbalas garniert. Nach den Malereien eines Ofenschirms.

Fig. 9. Französin aus der Zeit von 1730–40 mit der Bagnolette, einer Kapuze für den Winter, und im weiten Reifrock. Nach einem gleichzeitigen Modenbild.

Fig. 10. Französische Herrentracht aus derselben Zeit. Weitschößiger, um die Taille eng anschließender Leibrock, tief ausgeschnittene Weste, gepudertes Haar. Die Hosen sind unter den Strümpfen befestigt. Nach einem Modenbild.

Fig. 11. Französin. Nach einem Modejournal von 1794. Übergang von der Mode der Rokokozeit zur antikisierenden Tracht.

Fig. 12. Incroyable (Stutzer) aus der Zeit des Direktoriums 1795–99, mit zweispitzigem, flachem Hut, langen Haaren, großer Krawatte, Frack, Kniehosen, gemusterten Strümpfen und spitzen Schuhen. Spanisches Rohr. Nach Originalkostümstücken. (A.v. Heyden, a.a.O., Bd. II.)

Fig. 13. Französischer Stutzer in Reitkostüm aus dem Jahr 1802. Frack, hohe Krawatte, riesiger Zweispitz. Nach einem gleichzeitigen anonymen Blatt, das die Fahrt zu dem Wettrennen in Longchamps darstellt.

Fig. 14. Französische Dame in griechischer Tracht. Nach einem Modejournal von 1803. Der rote Schal ist an den Enden mit schweren metallenen Quasten versehen, wodurch die Drapierung nach antiker Art erleichtert wird.


Kostüme I.
Kostüme I.
Kostüme II.
Kostüme II.
Kostüme III.
Kostüme III.
Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907.
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