Vorrede.

Welchem Freunde der Musen blieb Mozarts Name unbekannt? Welchem Gefühlvollen tönten seine Harmonien nicht den Himmel ins Herz? Und wem kann der Schöpfer dieser geläuterten Seeligkeiten gleichgültig seyn?[7]

Anspruchlos übergebe ich diese skizzirte Geschichte des Mannes, der das Wunder seiner Zeiten war, und der Gegenstand der Verehrung aller Zeiten seyn wird. Möge man meine Absicht nicht mißdeuten!

Ich habe mich bemüht, die Geschichte dieses interessanten Mannes aus dem Gesichtspunkte darzustellen, in so fern sie Aufschlüsse über sein Künstlertalent giebt, und die ästhetischen Kennzeichen des wahren Genies auf sie angewendet.

In der Entwickelung der Schönheiten seiner Komposizionen, so wie in der allgemeinen Darstellung seiner Manier, will ich angehenden Komponisten nur einen[8] Fingerzeig geben, wie sie seine Werke studiren sollen.

Jeder talentvolle Künstler wird bei wiederholtem Studium jedesmal neue Schönheiten entdecken, und sein heißes Gefühl wird ihn überzeugen, daß Mozarts unerschöpflicher Reichthum keiner Auseinandersetzung in Worten bedarf, da das geistvolle Anschauen allein vermögend ist, Grazien zu enthüllen, an deren Ausdruck die Sprache verarmt.

Doch, wenn ich auch mit meinem schwachen Fingerzeig nur am Eingange jenes unendlichen Edens stehen blieb, so gewährt es mir schon lohnenden Genuß, jungen Künstlern den Weg gezeigt zu haben,[9] auf dem namenloses Vergnügen neuer Entdeckungen ihrer wartet. Und Kunstliebhabern gebe ich auch keine ganz nutzlose Lektüre.


Neudietendorf im August 1802.[10]

Quelle:
Arnold, Ignaz Ferdinand Cajetan: Mozarts Geist. Erfurt 1803.
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