Krüger's Medaille

[603] Mit der milder werdenden Jahreszeit mußte der Arbeitsdrang den Pflichten gegen das immer ungehorsamer werdende Werkzeug des Geistes auf kurze Zeit weichen, und da der Aufenthalt in dem entfernten Hosterwitz sich als zu beschwerlich für den matten Meister zeigte, so wurde ein freundliches Gartenhaus in dem sogenannten Kosel'schen Garten in Neustadt-Dresden gemiethet und hier in den Stunden, die ihm sein, in Rücksicht auf seine Gesundheit erleichterter, Dienst frei ließ, pappte Weber Rüstungen und Theater für seinen Sohn, grub und pflanzte er im Garten, schoß mit Pistolen nach der Scheibe, fuhr mit Weib und Kind über Land, und badete erquickend in dem vorüberfließenden Strome. Alle Arbeiten, außer denen des Dienstes, wurden abgelehnt, selbst die früher öfter gewünschte, ihm jetzt von Nägeli in Zürich angebotene Mitredaktion einer neu zu begründenden Musik-Zeitung von der Hand gewiesen. Nicht vermeiden konnte und wollte er es aber, daß ihn der Münchener Sänger Schimon, der auf Gastspiel in Dresden war und besser malte als sang, porträtirte, und der Graveur der königlichen Münze zu Dresden, Krüger, eine Medaille in Wachs, zum Zweck der Herstellung einer, ihm zu Ehren zu prägenden Medaille, nach ihm modellirte. Diese beiden Abbildungen seines Kopfes sind die ähnlichsten. die es giebt. Das Schimon'sche Bild befindet sich im Besitze der Familie.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 603.
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