II. Einzelne Sagen.

[6] 1. Bei Grohmann, Aberglauben und Gebräuche Nr. 476 (= Folklore Record 2, 59) findet sich folgende böhmische Sage:


Als alle Vögel Maria Verkündigung feierten und nicht zu Neste trugen, soll bloß das Kuckucksweibchen ins Nest getragen haben. Deshalb wurde sie verwünscht und des Männchens beraubt. Daher hat[6] sie auch kein eigenes Nest, sondern legt ihre Eier in das Nest eines Hänflings oder einer Grasmücke und fliegt davon. Der Hänfling brütet das Ei anstatt des seinen aus. Wenn aber der junge Kuckuck herangewachsen ist, daß er ausfliegen kann, frißt er zum Danke den Hänfling selber auf.


  • Literatur: Vgl. Krolmus 1, 42. (Aus der Gegend von Braunau und Pilsen.) Auch in der Zeitschrift Živaja Starina 13, 407 wird die Sage kurz erwähnt. Nach Afanasjeff, nar. russk. leg. XIII kennt der Sperling allein das Fest Mariä Verkündigung nicht und baut an ihm sein Nest.

Parallelen zum Nestbau wird man im dritten Bande der Natursagen finden.


2. Eine Legende bei Pieper, Volksbotanik S. 343 führt die Entstehung der Marienblume auf die Freudentränen der heiligen Jungfrau zurück, die sie über den Gruß des Engels Gabriel vergoß.

Quelle:
Dähnhardt, Oskar: Natursagen. Eine Samlung naturdeutender Sagen, Märchen, Fabeln und Legenden, 4 Bände, Leipzig/Berlin, 1907-1912, S. 6-7.
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