IV. Verwandlung des Brotes in eine Schwalbe.

[126] Aus Finnland.


Ein Bettlerknabe kam in ein Haus und bat die Frau: »Mache mir ein kleines Brot.« Sie machte ein kleines Brot und stellte es an den Rand des Ofens zum Backen, und es schwoll an und wurde groß. Die Hausfrau nahm das Brot, aber gab es dem Jungen nicht. Dadurch wurde der Bettler traurig und sprach: »Du gabst es nicht, trotzdem du es versprachst.« Die Frau sagte: »Ich werde ein anderes, kleineres machen.«

Sie machte ein anderes und stellte es wieder an den äußersten Rand des Ofens zum Backen, doch auch dieses wurde groß, und die Frau legte es an seinen Aufbewahrungsort. Der Knabe sagte: »Ein trauriges Los, du versprachst es mir, und[126] gabst es mir nicht.« Die Frau sagte: »Jetzt werde ich dir eins machen, komme was komme, von diesem dritten.«

Sie machte ein drittes und legte es dann in den Ofen zum Backen. Da wurde es in eine Schwalbe verwandelt und flog fort. Als es durch den Kamin auf den Hof flog, spaltete die Frau ihr mit der Brotschaufel den Schwanz, und davon ist er gegabelt.

Und die Schwalbe flog auf einen Zaunspfahl und sang: »Die Frau von Ilmola spaltete meinen Rock mit der Brotschaufel, das weiß Gott.«


  • Literatur: Krohn, Suomalaisia Kansansatuja, Nr. 292.
Quelle:
Dähnhardt, Oskar: Natursagen. Eine Samlung naturdeutender Sagen, Märchen, Fabeln und Legenden, 4 Bände, Leipzig/Berlin, 1907-1912, S. 126-127.
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