A. Erweiterung durch das Motiv des glücklichen Entkommens.

[32] 4. Märchen der Basumbwa (Ostafrika).


Das Kaninchen (Kalulu) frißt von einem Feld. Der Eigentümer schnitzt ein Mädchen aus Holz und beschmiert es mit Harz (gum). Das Kaninchen bleibt hängen und wird ergriffen. Es schlägt vor, gekocht zu werden. Die Leute entfernen sich, und es springt aus dem noch nicht heißen Wasser heraus. Ein Kind sollte es bewachen, es nimmt dessen Gestalt an und läßt die Leute das Kind essen. Zuletzt ruft es ihnen die Wahrheit zu und entflieht. Es flieht in ein Loch, wird beim Schwanz ergriffen, ruft ihnen zu, sie hielten eine Wurzel, und kommt so los. Einer wird dagelassen, um vor dem Loch Wache zu halten; das Kaninchen wirft ihm Sand in die Augen und entkommt. Folgen weitere Streiche.


  • Literatur: Folklore 10, 285.

5. Märchen der Bari (Centralafrika).


Der Hase begegnete im Walde dem Fuchs. Beide suchten nun Baumfrüchte. Der Baum aber gehörte einem andern Herrn. Als dieser kam, die Früchte des Baumes zu pflücken, fand er deren wenige. Er glaubte, Diebe hätten sie gestohlen; diese wollte er nun fangen, wenn sie wieder kämen. Er formte also eine Mädchenfigur aus Harz und stellte sie auf den Baum hinauf. Des Nachts kamen Hase und Fuchs wieder, um Früchte zu fressen. Sie sahen das Mädchen auf dem Baume. Der Hase stieg hinauf; allein das Mädchen war ganz still. Der Hase schlug auf das Mädchen, allein seine Pfoten blieben am Harze kleben. Dann schrie er: »Laß[32] mich los! laß mich los!« Allein das Mädchen ließ ihn nicht los. Dann rief er den Fuchs zu Hilfe. Nun stieg auch der Fuchs hinauf; allein auch er blieb kleben. [Am andern Morgen kommt der Eigentümer und prügelt beide; da der Hase sich tot stellt, gelingt es ihm zu entkommen; der Fuchs wird zu Tode geprügelt.]


  • Literatur: Mitterrutzner, Die Sprache der Bari, S. 13.

6. Märchen der Ba-Ronga.


Der Hase macht falschen Kriegslärm und benützt ihn dazu, die Erdnüsse des Dorfes zu fressen. Um ihn zu fangen, machen die Dorfleute eine klebende Frau. Der Hase macht wieder Alarm – die Frau flieht nicht. Er geht auf sie los, bleibt an ihr hängen und wird gefangen. Dann verlangt er auf dem Rücken des Anführers getötet zu werden, allein dieser wird getötet, der Hase entkommt.


  • Literatur: Folklore 10, 285. Aus Junot, Contes des Ba-Ronga.

7. Aus Angola.


Der Leopard hatte einen »muzondo« gepflanzt. Affe und Hase fressen davon. Er versucht sie zu fangen. Zuletzt bekommt er folgenden Rat: »Geh in den Wald und haue kleine Bäume ab, um sie zu schnitzen. Wir wollen Figuren machen, Figuren von Mädchen, mit Augen, Brust, Ohren, Nase, Mund. Du mußt ihre Ohren durchlöchern und Ohrringe anhängen, du mußt Perlen und Rotholz (red wood) holen, du mußt sie mit Rotholz beschmieren, du mußt Harz vom wilden Feigenbaum nehmen und auch darauf schmieren und mußt auch kleine Stricke bringen .... Dann mußt du auf den Baum klettern und die Gestalten hinaufsetzen. Verbirg dich dann mit den kleinen Stricken unter einem Busch und warte auf Affe und Hase ...« Diese kommen, und der Hase sagt: »Komm, Freund Affe, sieh die Mädchen, die dort auf dem Baum sind.« Der Affe sagte: »Wie geht es euch, ihr Mädchen?« Sie blieben stumm. »Schämt ihr euch?« Sie blieben stumm. »Seid ihr hungrig?« Sie blieben stumm. Da fragte der Hase: »Freund, was hast du zu Hause?« Der Affe sagte: »Ich habe ein Schaf. Und was hast du?« »In meinem Haus habe ich ein Wildschwein.« »So laß uns gehen, Freund.«

[Sie gingen nach Hause und brachten das Fleisch für die Mädchen, hielten sie für schüchtern und gingen fort, damit sie essen könnten. Der Leopard kommt und frißt alles.]

Der Hase sagt: »Sieh, Freund Affe, die Mädchen haben gegessen.« Sie nehmen die leeren Sachen fort und bringen sie nach Hause. Der Affe holt sein Banjo. Dann spie len sie und tanzen und rufen: »Kommt, Mädchen, und laßt uns tanzen.« Aber die Mädchen wollen nicht. Der Affe tanzt, der Hase spielt Banjo. Der Affe springt zu den Mädchen, stößt sie mit dem Bauch (wesentlicher Teil des Negertanzes), da bleibt er am Harz kleben und ruft: »Freund, komm, das Mädchen hält mich!« Der Hase wirft das Banjo fort, will schlagen und bleibt kleben. »O weh, Kamerad, wir sind fest!«

[Der Leopard kommt, fängt beide, gibt sie seiner Frau zum Töten, geht zu einem Begräbnis. Affe und Hase sagen der Frau, sie sollten zum Begräbnis nachkommen. Sie verkleiden sich als Soldaten und lassen den Leopard binden und mißhandeln ihn. Als sie ihn so überlistet haben, laufen sie fort, aus Angst vor dem Leopard.] Seitdem schläft der Hase immer im Busch, der Affe auf dem Baum, und der Leopard hat noch Flecken von der Mißhandlung.


  • Literatur: Chatelain, Angola Folk Tales, p. 183.
Quelle:
Dähnhardt-Natursagen-4, S. 32-33.
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