Hundertundsiebenundvierzigstes Capitel.
Von dem Gift der Sünden, welches die Seele vergiftet.

[10] Man erzählt von einem Könige, daß seine Feinde darauf dachten ihn um's Leben zu bringen, und zwar wollten sie ihn, weil er mächtig war, durch Gift tödten. Es kamen also einige von ihnen in gewöhnliche Kleider verhüllt zu der Stadt, wo er sich aufhielt. Dort war aber eine Quelle, aus welcher der König sehr oft trank, und diese Quelle versetzten sie überall mit Gift. Der König aber wußte nichts davon, sondern trank nach seiner Gewohnheit aus derselben und war des Todes.

Quelle:
Gesta Romanorum, das älteste Mährchen- und Legendenbuch des christlichen Mittelalters. 3. Auflage, Unveränderter Neudruck Leipzig: Löffler, Alicke 1905, S. 10.
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