Fünfundzwanzigste Geschichte

[21] geschah an Reb Hune, der hat vierhundert Fässer mit Wein, die waren ihm alle zu Essig geworden. Da ging zu ihm Reb Ade, der war der Schwesterssohn von Reb Salo Chossid un andere Rabbonim auch. Da sagten sie wider den Reb Hune: »Lieber Rabbi, sieh unter deine Werke, ob du auch eppes Unrechtes getan hast, dann bezahlt dir es der Heilige, gelobt sei er, auf dieser Welt darmit daß dir niks abgebrochen wird auf Jener Welt.« Da sagt Reb Hune wider: »Ihr lieben Rabbonim, seid ihr denn mich chausched (verdächtig), daß ich eppes Unrecht sollt getan haben?« Da sprachen sie wieder: »Lieber Rabbi, meinst du, daß Gott seinen Frommen eppes Bös zuschickt, wenn sie es nit verdient haben?« Da sprach Reb Hune wieder: »Is Einer unter euch, der eppes von mir gehört hat, der sag es mir.« Da sagten die Rabbonim: »Wir haben gehört, du hättst deine Gärtners ihren Lohn nit gegeben.« Da sagt Reb Hune: »Das wär eine Genewe (Diebstahl) gewesen, aber ich hab es nit getan. Auch will ich es auf mich nehmen, daß ich ihnen ihren Lohn gegeben hab.« Ein Teil Leut sagen, der Wein war wieder gut geworden, gleich wie zuvor, un ein Teil Leut sagen, er is zu Essig geblieben. Aber der Essig is so teuer geworden, daß er so hoch verkauft is worden, als Wein

Quelle:
Allerlei Geschichten. Maasse-Buch, Buch der Sagen und Legenden aus Talmud und Midrasch nebst Volkserzählungen in jüdisch-deutscher Sprache, Nach der Ausgabe des Maasse-Buches, Amsterdam 1723, bearbeitet von Bertha Pappenheim, Frankfurt am Main: J. Kauffmann Verlag, 1929, S. 21-22.
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