Sechsunddreißigste Geschichte

[32] geschah: Einmal an einem Freitag da sah Rabbi Chanine wie seine Tochter so traurig war. Da fragt er sie: »Liebe Tochter, warum siehst du so gar traurig, was is dir geschehen?« Da sagt sie: »Ich hab wollen die Licht auf Schabbes anzünden, so hab ich gemeint, daß ich die Ölkrug bekommen hab um die Lampe zu füllen, so hab ich den Essigkrug bekommen un hab damit die Lampe gefüllt.« Da hebt Rabbi Chanine an: »Meine Tochter, derhalben darfst du nit traurig sein. Der das Öl hat heißen brennen, der kann den Essig auch heißen brennen.« Wir haben gelernt, daß die selbige Licht haben gebrennt bis man die Hawdole-Kerz (Licht am Schabbes-Ausgang) hat von der Lampe angezunden, die mit Essig is gefüllt gewesen.

Quelle:
Allerlei Geschichten. Maasse-Buch, Buch der Sagen und Legenden aus Talmud und Midrasch nebst Volkserzählungen in jüdisch-deutscher Sprache, Nach der Ausgabe des Maasse-Buches, Amsterdam 1723, bearbeitet von Bertha Pappenheim, Frankfurt am Main: J. Kauffmann Verlag, 1929, S. 32.
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