Vierundachtzigste Geschichte

[73] geschah: Er sagt, Rabbi Meier: »Allzeit soll einer seinen Sohn eine reintliche un eine geringe Meloche (Arbeit) lernen, un soll allzeit Gott bitten, dem das Gut un Reichtum is. Denn die Armut hängt nit an einem Umon (Handwerk) un die Reichtum hängt auch nit an einem Umon sondern allein es hängt an dem, der die Reichtum in seiner Hand hat, der kann die Broche (Segen) derzu geben.« Wie der Posuk (der Vers) schreibt: »Zu mir is das Silber un das Gold, sagt der Herr von der ganzen Welt.« Darum sagt Rabbi Schimen ben Elosor: »All mein Tag hab ich nit gesehen einen Hirschen, der ein großen Last hat getragen, oder ich hab nit gesehen, daß ein Fuchs ein Krämer is gewesen. Un sie sind doch nit Hunger gestorben. Un die dasigen sind nit anders beschaffen geworden als um mir zu dienen. Un ich bin beschaffen geworden, daß ich dem Heiligen, gelobt sei er, soll dienen. Nun lern ich auch, daß die dasigen sind worden beschaffen, daß sie mir sollen dienen Nach gleichwol dernähren sie sich sonder Zaar (Mühe). Mikolscheken um (wie viel mehr) ich bin worden beschaffen, daß ich Gott soll dienen. Un warum soll ich mich nit auch dernähren sonder Zaar? Aber warum geschicht es nit? Neiert es sind so gar bös meine Werke. Darüber is abgehackt mein Speis, von meiner großen Sünd halben.«

Quelle:
Allerlei Geschichten. Maasse-Buch, Buch der Sagen und Legenden aus Talmud und Midrasch nebst Volkserzählungen in jüdisch-deutscher Sprache, Nach der Ausgabe des Maasse-Buches, Amsterdam 1723, bearbeitet von Bertha Pappenheim, Frankfurt am Main: J. Kauffmann Verlag, 1929, S. 73.
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