Drei erstaunliche Kniffe

[65] Ein Pope war Witmann. Und wurde in gleicher Weise von drei alten frommen Mädchen geliebt, die sich das Glück streitig machten, sein Bett zu teilen.

Der geistige Vater war sehr verwirrt. Alle drei waren ziemlich wohl erhalten und gleich reich. Welcher sollte er den Vorzug geben?

Es kam ihm ein Gedanke. Ließ die drei Weiber zusammenkommen und sprach zu ihnen:

»Mit der will ich liegen, welche den geschicktesten Kniff ausführt. Ich gebe euch acht Tage Bedenkzeit.«

Macrina, Maria-Sawa und Caliope, unsere drei Liebhaberinnen, entfernten sich und überließen sich ihren Gedanken. Welche Kniffe sollten sie ausdenken, um in Besitz des freigewordenen priesterlichen Krummstabes zu gelangen?

Acht Tage hernach kamen die alten Mädchen zum Stelldichein zu Pfarrer Johann-Baptist.

Es wurde gelost, welche Liebhaberin mit den Proben beginnen sollte. Maria-Sawa zog die erste Nummer, Macrina die zweite.

Maria-Sawa zog eine Mandel aus ihrer Tasche, schleuderte sie in die Luft und blitzschnell ihre Kleider über den Rücken stülpend, fing sie die trockene Frucht mitten zwischen ihren beiden Schenkeln auf.[66]

»Das ist ein wunderbares Stück,« rief Priester Johann-Baptist aus. »Nun Euren Kniff, Macrina!«

Macrina nahm einen Spielwürfel, stellte ihn auf fünf und legte in jede der kleinen Vertiefungen ein Hirsekörnchen. Dann lüpfte sie ihre Röcke und ihr Hemd und ließ einen fürchterlichen Wind streichen, der das ganze Haus zittern machte. Sich aufrichtend, zeigte sie dem Pfarrherrn stolz, daß sie die vier Körner, die an den Kanten lagen, in die Luft hatte fliegen lassen, einzig das in der Mitte war in seiner Höhlung geblieben.

»Und Ihr, Calliope, was wollt Ihr tun?« fragte der Priester Johann-Baptist.

»Das sollt Ihr jetzt sehn, geistlicher Vater!«

Caliope nahm eine Nadel von ihrem Brustlatz, hob ein Bein auf und ließ, die Nadel an der Spitze haltend, so genau und so feinstrahlig Wasser, daß alles durch das Öhr ging, ohne daß ein Tropfen vorbeilief.

Wem den Sieg zusprechen? Alle wäret ihr ebenso verwirrt gewesen wie der Priester Johann-Baptist.

Der Pfarrer war ein recht und billig denkender Mann, wie es sich für einen Vertreter des Herrn schickt.

Die drei Kniffe waren gleichwertig. Er entschied sich zu tun, was ihm schon acht Tage vorher hätte in den Sinn kommen sollen. Nahm Macrina, Maria-Sawa und Caliope zu Geliebten, indem er jeder zwei Tage der Woche zubilligte und sich den Sonntag aufsparte, um sich mit seinem Seelenheil zu befassen.

Quelle:
[Hansmann, Paul] (Hg.): Schwänke vom Bosporus. Berlin: Hyperionverlag, [1918], S. 65-67.
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