Die Augen der Geliebten

[73] Der doppelten Schneide eines indischen Schwertes, dessen Eisen vergiftet ist, halte ich Stand, doch den Blick des Mädchens, dessen Augen die Natur schwarz gefärbt, kann ich nicht ertragen.[72]

Der tötlichen Schneide trete ich entgegen, aber nicht dem Blicke des Mädchens, dessen schmachtende Augen schwarz umstrichen sind. Ihr Blick hat meine Leber wie ein breiter Säbel getroffen und mein Herz erreicht und es zerstückelt und zerschnitten nebst den übrigen Eingeweiden.

Mit der vergifteten Schneide nehme ich es auf, die nach dem festen Steine zielt, sodaß er durchschnitten wird. Ihr trete ich entgegen und pariere den unheilvollen Hieb. Doch dem Blicke des Mädchens, aus dessen Kusse mir Heilung wird, kann ich nicht entgegentreten.

Dem Eisen am Wurfspieße halte ich Stand, doch nicht dem Blicke aus dem schmachtenden schwarzen Auge des Mädchens. Mir ging's wie dem Felde, dem der Regenguß zur Zeit, wo schon die Ähren sproßten, die spärliche gute Erdschicht fortspülte.

Dem Eisen, das mich verwundet, stelle ich mich entgegen, doch nicht dem Blicke der schwarzen Augen, der sich auf mich richtet. Von einem einzigen solchen Blicke werde ich schlaff, sieht sie mich noch länger an, so bin ich bald ausgebrannte Asche.

Quelle:
Seidel, A. (Hg.): Geschichten und Lieder der Afrikaner. Berlin: Verein der Bücherfreunde, Schall & Grund, 1896, S. 72-73.
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