Der Schakal und der Igel

[88] Der Igel und der Schakal schlossen einstmals Freundschaft. Der erstere sprach zum letzteren: »Wieviel Listen kennst du?« – »Ich kenne hundert und eine halbe,« antwortete der Schakal und frug ihn seinerseits: »Wieviel Listen kennst du?« – »Eine halbe.« So gingen sie ihres Weges fürbaß, bis sie um Mitternacht zu einem Duar gelangten. Sie fanden einen Getreidekeller, stiegen beide hinab und fraßen von dem Korn, bis sie satt waren. Nun sprach der Igel zum Schakal: »Bücke dich, damit ich auf deinen Kopf steige und Umschau halte.« Der Schakal bückte sich, der Igel stieg auf seinen Rücken, machte einen Satz und war zum Kellerloch hinaus. Dem Schakal, der drin geblieben war, sagte er: »Rette dich (wie du kannst)! Sieh, ich, der ich nur eine halbe List kenne, (habe mich gerettet); du kennst hundert Listen und eine halbe, und kannst dir nicht einmal aus dem Keller helfen.«

Quelle:
Seidel, A. (Hg.): Geschichten und Lieder der Afrikaner. Berlin: Verein der Bücherfreunde, Schall & Grund, 1896, S. 88.
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