Die Geschichte von Sidi Belabbas und Sidi Massud

[102] Der Heilige Belabbas1 führte sein gottgeweihtes Leben auf einem Berge. Er hatte einen schwarzen Diener bei sich; der mußte ihm das Wasser zu seinen religiösen Waschungen warm machen. Sein Name war Sidi Massud. Einstmals ging Sidi Massud am frühen Morgen aus, um Brennholz zu holen; da kam ihm der Teufel in den Weg und fragte ihn: »Wo willst du hin?« »Brennholz für Sidi Belabbas holen!« antwortete der Gefragte. Da rief der Teufel: »Du bist verrückt! Jener schläft bis in den Tag hinein, und du mußt ihm das Wasser warm machen laß doch das lieber bleiben und mache ihm kein Wasser mehr warm!« Sidi Massud sprach: »Nein, ich will ihm keines mehr warm machen.« Und er schaffte kein Brennholz heim.

Als Sidi Belabbas aufstand und fragte: »Wo ist das Wasser?« da erwiderte Sidi Massud: »Du schläfst bis in den Tag hinein, und ich soll dir das Wasser wärmen! Ich werde dir keines mehr wärmen!« Sidi Belabbas sprach hierauf: »Wenn du morgen ausgehst und jenen wiedertriffst, so verfluche den Satan!« »Warum[102] soll ich ihn verfluchen?« entgegnete der andere; »was hat er mir gethan?« Sidi Belabbas sprach hierauf: »Geh' hin! Es ist alles gut!«

Als Sidi Massud am anderen Morgen wieder ausging, Holz zu suchen, kam er abermals mit dem Teufel zusammen, und der sprach zu ihm: »Sag deinem Herrn, wenn er ein Heiliger sei, so solle er dir doch eine Prinzessin zur Frau verschaffen!« »Gut!« versetzte der Angeredete und begab sich wieder zu seinem Herrn und sprach zu ihm: »Wenn du ein Heiliger bist, kannst du mir ja eine Prinzessin zur Frau verschaffen.« Da lächelte Sidi Belabbas und fragte: »Hast du den Satan auch verflucht?« Sidi Massud versetzte: »Weswegen hätte ich ihn verfluchen sollen?« »Nun gut! Laß das!« sprach Sidi Belabbas hierauf und befahl alsdann: »Mache dich zur Reise fertig, denn wir wollen den König um seine Tochter bitten!« Sidi Belabbas zog nun seinen zerrissenen Mantel an, und beide brachen auf. Als sie nach dem Königspalaste gelangten, da beförderte Sidi Belabbas seinen Diener durch einen Stoß ins Innere hinein, und letzterer trat auf den König zu und sprach zu ihm: »Du mußt mir deine Tochter nach dem Gesetze Gottes und seines Propheten geben!« »Streckt den Schwarzen lang!« befahl der König seinen Leuten. Man hielt nun den Diener an Händen und Füßen fest und hieb auf ihn los. Als er einige Hiebe weg hatte, da warf Sidi Belabbas seinen Mantel über ihn, und nun traf ihn kein Schlag mehr; die Leute des Königs schlugen weiter auf den am Boden Liegenden los, der aber spielte mit den Ameisen. Die Leute gingen hin und berichteten das dem Könige:[103] »Herr, – wir können wohl auf deine Gnade rechnen – denke dir, wir prügeln den Schwarzen und er spielt dabei mit den Ameisen!« Da befahl der König: »Holt ihn her!« Man holte Sidi Massud herbei, und als man das gethan, da redete ihn der König an: »Du willst also meine Tochter haben?« »Ja,« antwortete Sidi Massud. »Komm nach drei Tagen wieder!« erklärte der König. »Gut, mein Herr!« versetzte der Schwarze und verließ den Palast.

Der König aber ging hin und überlegte sich die Sache mit seiner Frau und fragte sie: »Was meinst du?« Sie sprach: »Was soll ich dir sagen? Wir können nicht wissen, wer jener ist; er kann irgend ein Heiliger sein. Sag doch zu ihm, wenn er kommt, der Preis deiner Tochter sei ein Hyazinth!« Der König antwortete: »Gut, ich will so zu ihm sagen.« Als nun der Schwarze wiederkam, da sprachen die Eltern zu ihm: »Der Preis unserer Tochter ist ein Hyazinth.« »Gut, mein Herr, den will ich herbeischaffen,« erklärte Sidi Massud. Dann verließ er den Palast und begab sich zu Sidi Belabbas. Dem erzählte er alles und sagte ihm: »Der König hat mir gesagt, der Preis seiner Tochter sei ein Hyazinth.« Da sprach Sidi Belabbas: »Wohlan, komm mit mir!« Er nahm nun Sidi Massud mit, und beide gelangten bald in die Nähe eines Flusses, wo der Teufel wieder an den Diener herantrat und zu ihm sprach: »Dein Gefährte bringt dich jetzt an den Fluß, da wird er dir deine Jacke mit Steinen anfüllen und dir befehlen, den Inhalt zum König zu schaffen und ihn vor dem König Jakob auszuleeren, damit dieser dich festnehmen und dir den Kopf[104] abschlagen lasse. Laß ihn die Steine lieber selbst tragen; es ist besser, der König köpft ihn als dich!« »Du hast recht,« erwiderte Sidi Massud dem Teufel, der ihn dann verließ.

Als nun die beiden an einen Fluß kamen, da befahl der Herr seinem Diener, die Jacke auszuziehen. Der letztere that das, und Sidi Belabbas füllte sie mit Steinen an und befahl dem anderen, sie zu tragen. »Nein, nein!« sprach Sidi Massud, »ich werde sie nicht tragen; denn ich bin kein Esel; trag du sie nur selber!« Da redete ihm Sidi Belabbas zu, bis jener sich doch dazu bequemte. Als sie nun hingingen, war Sidi Massud nicht mehr im stande, die Last vom Rücken zu nehmen und auf den Boden zu legen. Als sie sich dem Palaste des Königs Jakob näherten, da sprach Sidi Belabbas zu seinem Diener: »Wenn du drinnen bist, so wirf die Steine aus der Jacke vor den König hin; aber reiß nicht aus!« Sidi Massud ging hinein und schüttete den Inhalt seiner Jacke vor dem Könige aus und wollte wieder davoneilen. Er guckte sich aber erst noch einmal um; da erblickte er, wie das alles glitzerte: Die Steine hatten sich nämlich verwandelt und waren sämtlich Hyazinthen geworden! Der König verwunderte sich, las die Steine zusammen und gab dem Schwarzen seine Tochter zur Frau. Der Name der Prinzessin war Lella Schafia. Man feierte hierauf eine Hochzeit von sieben und sieben und nochmals sieben Tagen.

Als sich der Schwarze zur Prinzessin ins Hochzeitsgemach hineinbegab und seine Kleider ausziehen wollte, da kam auch Sidi Belabbas herein und zwar durchs[105] Fenster in Taubengestalt. Sidi Massud rief aus: »Ach, vor dir finde ich doch nirgends Ruhe; selbst in meine Häuslichkeit dringst du ein!« Sidi Belabbas mußte lachen, und beide unterhielten sich dann etwa eine Stunde lang. Die Prinzessin hörte das Gespräch, aber bemerkte doch nur eine Person und wunderte sich. Sidi Belabbas fragte den Schwarzen: »Wer gefällt dir besser: das Mädchen hier oder die Mädchen da?« Hiermit hob er den einen Flügel auf und ließ seinen Diener darunter hindurch die Paradiesmädchen erblicken. »Jene sind besser, als die hier!« rief Sidi Massud. Jetzt sagte Sidi Belabbas: »Wohlan, folge mir!« Nun wurden sie beide Tauben und flogen zum Fenster hinaus. Das Mädchen aber blieb am Fenster stehen und sperrte den Mund auf und starrte in die Luft. In dieser Stellung verharrte sie dort lange.

Als es Morgen wurde, da wartete König Jakob, daß der Schwarze aus dem Brautgemach kommen möchte. Aber niemand kam. Das Zimmer war zu und von innen verschlossen. Da schickte König Jakob die Mutter des Mädchens hin mit den Worten: »Geh und guck durchs Schlüsselloch ins Zimmer hinein und siehe, was jenen beiden zugestoßen ist!« Die Königin ging hin und klopfte ans Zimmer, aber niemand hatte Lust, es zu öffnen. Schließlich schlug man die Thür ein und drang ins Zimmer – da fand man die Prinzessin immer noch mit geöffnetem Munde in die Luft starren. Man erweckte sie aus diesem Zustande der Betäubung, und sie berichtete alsbald alles. Ihr Vater verwunderte sich und machte sich auf und rief seinen Sohn herbei und sprach zu ihm:[106] »Liebes Kind, hier ist der Thron; nimm ihn zu deinem Sitze und sei König!« Der Prinz ließ sich auf dem Throne nieder und ward König. Sein Name war Sultan Elakchal.

Der König Jakob aber machte sich ans Werk und zog einen alten Mantel an und wanderte fort, bis er nach Kairo gelangte. Dort verschaffte er sich einen Wasserschlauch und wurde Wasserverkäufer. Wenn jemand von seinem Wasser trank, so meinte er, er tränke Thee, denn der Geschmack war so süß. Er verschaffte sich auch eine alte Ledertasche, deren untere Seite durchlöchert war; in die ließ er das Geld hineinfallen (das er für das Wasser erhielt). Wenn ihm einer eine Kleinigkeit gab, so ließ er die Münze in die Tasche hineinfallen, aus der dann das Geld wieder auf den Boden fiel. Die Kinder liefen in Scharen hinter ihm her.

Als er ein Jahr in Kairo lebte, da erhielt der Pascha von Kairo Kunde von ihm. Er ließ ihn rufen und sprach zu ihm: »Gieb mir zu trinken!« Der Wasserverkäufer erfüllte den Wunsch, und der Pascha fand, daß das Wasser süß schmeckte. Da befahl er seinen Trabanten: »Nehmt den Wasserschlauch dieses Mannes, wascht ihn im Nil aus, füllt ihn mit Flußwasser an und bringt ihn wieder her!« Die Leute vollzogen den Befehl. Als aber der Wasserverkäufer jetzt dem Pascha zu trinken gab, da fand der wiederum den Geschmack des Wassers süß. Er überreichte dem Manne vier Guineen. Dieser warf sie in seine Tasche hinein. Als er hinausging, fiel das Geld aus seiner Tasche heraus; da rief man ihn zurück: »He, Marokkaner! Das Geld ist dir aus der Tasche gefallen.«[107] Der Gerufene kehrte um, hob die Geldstücke auf und warf sie in die Tasche hinein, aus der sie wieder herausrollten. Man rief ihn nochmals zurück; der Mann hob sie das drittemal auf, und sie fielen wieder auf den Boden. Da schrie der Pascha: »Ihr Marokkaner seid Ochsen!«2 König Jakob replizierte: »Wenn wir Ochsen sind, so seid ihr Gras, und wir werden euch fressen, bis Jesus die Welt wieder aufstehen läßt.« Mit diesen Worten verließ er den Palast. – Hierauf richtete er sich eine Bäckerei ein und buk Brot für die Leute.

Wir müssen jetzt von seiner Frau und seiner Tochter erzählen. Sie warteten einige Zeit, dann verließen auch sie ihr Land und suchten nach, wohin sich König Jakob begeben habe. Auf ihrer Wanderung gelangten sie schließlich nach Kairo und ließen sich in einem der Stadtviertel nieder; das war aber dasjenige, in dem auch König Jakob wohnte. Lella Schafia schaffte nun täglich ihr Brot nach der Bäckerei, die ihr Vater betrieb. Der Vater hatte sogleich erkannt, daß das Mädchen seine Tochter war; doch sie hatte ihn nicht erkannt. König Jakob buk nun täglich das Brot für seine Tochter, ohne Geld dafür zu verlangen. Einstmals fragte er sie: »Hast du eine Mutter?« »Ja!« versetzte sie. »Und auch einen Vater?« »Ja!« »Wo weilt denn deine Mutter?« »Hier zu Hause!« »Und dein Vater?« »Ich weiß nicht, wohin er auf der Welt gewandert ist. Wir suchen ihn.« König Jakob sprach nun: »Geh hin und sag deiner Mutter, ich möchte[108] einmal, wenn sie Lust hat, mit ihr sprechen.« »Gut!« erwiderte das Mädchen und ging hin und erzählte alles ihrer Mutter. Die sprach: »Hol ihn morgen her!« Am nächsten Morgen brachte das Mädchen ihren Vater herbei. Sie setzten ihm Essen vor, und als er gegessen hatte, unterhielten sie sich mit ihm. Da fragte er seine Frau: »Wo ist denn dein Mann?« »Das weiß ich nicht.« »Wenn du ihn zu sehen bekämest, würdest du ihn da kennen?« »Ja.« »Hat dein Mann irgend ein Kennzeichen an sich?« »Er hat ein halbmondförmiges Mal auf der Brust.« »Sieht das vielleicht so aus?« Da guckte sie hin und erblickte ein halbmondförmiges Mal, das jener auf der Brust hatte. Sogleich eilte sie auf ihn zu und umarmte ihn; und das Mädchen eilte gleichfalls herbei und umarmte seinen Vater ebenfalls. Nun blieben sie zusammen wohnen.

Geh hin, o Zeit, und komm wieder, o Zeit! Der Pascha von Kairo erklärte einst seiner Umgebung: »Ich will mir eine Frau nehmen.« Er befahl nun den alten Weibern, umherzusuchen und ein Mädchen für ihn ausfindig zu machen. Die alten Weiber durchzogen ganz Kairo auf ihrer Suche nach einem schönen Mädchen: aber sie fanden keines, das lieblicher war, als Lella Schafia. Sie gingen hin und berichteten das dem Pascha. Der befahl, nach ihr zu schicken. Die Soldaten brachen auf und brachten den Vater vor den Pascha. Der redete ihn an »Du mußt mir deine Tochter geben!« »Nein, nein!« versetzte der Gerufene, »ich werde sie dir nicht geben!« »Warum nicht?« »Das Mädchen hat noch einen Bruder (dessen Zustimmung ich erst haben muß).« »Du mußt[109] sie mir dennoch geben!« »Ich werde sie dir nicht geben!« »Du mußt sie mir geben, – und machte es dir keine Schwierigkeit, die Geisterpferde von Bulak3 herbeizuschaffen!« »Die wirst du auch zu sehen bekommen!« Hiermit verließ der Vater des Mädchens den Palast und schrieb einen Brief an ihren Bruder; einer Taube, die er hernahm, befestigte er diesen Brief unterhalb des einen Flügels. »Geh hin, gutes Geschöpf!« rief er aus; »wenn du diesen Brief meinem Sohne richtig überbringst, so belohne dich Gott dafür; thust du es aber nicht, so verfluche dich Gott!« Am nächsten Tage, einem Freitage, hatte kaum der Sultan Elakchal das Mittagsgebet verrichtet, als sich eine Taube vor ihm niederließ, die am ganzen Leibe zitterte. Der König brachte ihr Futter herbei; sie aber wollte nicht fressen. Dann nahm er sie her und untersuchte sie, in der Meinung, sie sei verwundet worden. Hierbei entdeckte er den Brief, nahm ihn und las ihn, und Thränen entstürzten seinen Augen. Er drehte seinen Zauberring um: da wurde Kairo von einem siebenfachen Kreise von Geisterpferden von Bulak umgeben.

Als am nächsten Morgen ein Muezzin in Kairo auf das Minaret stieg, um zum Gebete zu rufen, und eben den Ruf beginnen wollte, da erblickte er diese Menge Pferde. »Wehe uns!« schrie er herab. Man holte ihn herunter, in der Meinung, er habe den Verstand verloren, und ein anderer stieg empor. Der rief aber ebenso aus. Nun gingen die Leute hin und berichteten alles[110] dem Pascha mit den Worten: »Kairo ist überrumpelt; du kannst keinen Stein mehr aus der Hand der Feinde befreien!« Da sprang der Pascha auf und ließ den Marokkaner herbeikommen und redete ihn an: »Was bedeutet das alles?« Jener versetzte: »Du hast es ja selbst so gewollt!« »Ach,« bat der Pascha, »schaff' nur die Ungetüme wieder fort!« König Jacob versetzte: »Keines von ihnen kann ich fortschaffen; der Bruder des Mädchens ist's, der über sie gebietet. Geh du hinaus und rede mit ihm!« Jetzt verließ der Pascha selber die Stadt und sprach zu jenen draußen: »Was wollt ihr?« Sultan Elakchal antwortete: »Des Mädchens wegen, das du so ohne weiteres wegnehmen willst, bin ich gekommen.« »Bei Gott!« rief da der Pascha, »ich werde in meinem Leben nie wieder jemanden entführen wollen! Kehr du nur aber in deine Stadt zurück!« Der Sultan Elakchal versetzte: »Beschlag mir erst meine Pferde, und dann will ich umkehren!«

Da ließ der Pascha die Schmiede kommen; die sollten drei Tage arbeiten. Die Schmiede gingen hin und wollten die Pferde beschlagen. Jeder aber von ihnen, der den Hinterfuß eines Pferdes emporhob, erblickte ein silbernes Hufeisen und goldene Nägel an demselben. Da begaben sich die Schmiede wieder zum Pascha und sprachen zu ihm: »Wenn du auch ganz Kairo verkaufen wolltest, und alles, was sich darin befindet, so würdest du den Preis für die Nägel doch nicht aufbringen können, geschweige denn für die Hufeisen!« »Warum denn?« fragte der Pascha. Man erwiderte: »Die Nägel bestehen aus Gold und die Hufeisen aus Silber.« – Nun ging der[111] Pascha selbst hinaus zum Sultan Elakchal und suchte ihn gütig zu stimmen und sprach zu ihm: »Mach mir irgend einen Vorschlag; – aber die Pferde kann ich dir nicht beschlagen!« Da sprach der Sultan Elakchal: »Nun gut! Das möge ruhen, – ich will abziehen, aber beleidige keinen Marokkaner wieder!« »Nein, mein Herr!« erklärte der Pascha; »ich will niemand mehr beleidigen.« Jetzt zog der Sultan Elakchal ab und nahm seine Schwester und seine Mutter mit sich.

Vom König Jacob aber haben wir zu berichten, daß auch er Kairo verließ. Und zwar begab er sich nach Syrien. Dort angelangt, stieg er in das Gebirge empor, das man die Drusenberge nennt, und ward Weingartenwächter auf jenen Bergen. Wenn einer kam und Trauben stehlen wollte, da verwandelten sie sich ihm zu Dornen, sodaß alsbald niemand mehr Trauben stahl. König Jacob aber grub sich sein Grab mit einer Nadel in den Felsen. Am Tage, wo er starb, da beabsichtigte man zuerst, ihn auf den Dorffriedhof zu bringen, aber man konnte ihn nicht vom Boden heben. Doch als jemand sagte: »Dort auf der Bergspitze pflegte er immer zu weilen; laßt uns ihn dahin schaffen!« – da war man imstande, ihn emporzuheben, und man schaffte ihn nach jenem Felsen empor. Dort fand man sein Grab fertig. Und als man ihn ins Grab hineinlegte, da schloß sich über ihm die Erde zu. – Lebt wohl!

1

Der bekannte Heilige Sidi Belabbas liegt in der Hauptstadt Marokko begraben; sein Grab, im Norden der Stadt gelegen, ist eins der berühmtesten Heiligtümer der Maghreb. Der »König Jacob« (mulai ja'kūb) ist also der damalige Beherrscher von Marokko.

2

Im Texte ist der höfliche Ausspruch des Paschas und die Replik arabisch.

3

Es wird wohl an die Sphinx von Gizeh gedacht.

Quelle:
Seidel, A. (Hg.): Geschichten und Lieder der Afrikaner. Berlin: Verein der Bücherfreunde, Schall & Grund, 1896, S. 102-112.
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