Der Elefant, der Fuchs und die Butterhändler

[123] Der Elefant zog ins Sanchar hinab; auf dem Wege traf er den Fuchs und dieser sprach: »Ich werde mit dir gehen, Papa!« »Wie wirst du mit mir gehen können, mein Kind!« sagte zu ihm der Elefant. »Ich werde schon gehen und nicht durstig und hungrig werden,« erwiderte ihm der Fuchs. »Gut, auf denn, laß uns ziehen, mein Kind!« sprach zu ihm der Elefant. Auf dem Wege sagte zu ihm der Fuchs: »Papa, ich bin müde.« »Wegen des bischen Gehens solltest du schon müde sein?« sagte der Elefant. »Ich bin schon müde, Papa,« sagte der Fuchs; da nahm ihn der Elefant auf. Als der Elefant eine kurze Strecke den Fuchs getragen hatte, sprach dieser zu ihm: »Papa, ich bin durstig.« »Was wirst du also machen?« sagte der Elefant. »Ich weiß nicht, gieb mir zu trinken, Papa!« sagte der Fuchs. »Gut, mein Kind, krieche in meinen Magen und trinke, dann aber, ohne auf- oder abwärts zu schauen, gehe wieder hinaus!« sagte der[123] Elefant. Der Fuchs kroch hinein und trank; als er getrunken hatte, blickte er auf, sah das Fett und biß davon ab. »Warum das, Fuchs? was treibst du da? gehe heraus!« sprach zu ihm der Elefant. »Wo soll ich denn hinausgehen?« sagte der Fuchs. »Rückwärts, bei den Füßen, gehe hinaus!« sagte der Elefant. »O ich fürchte mich, daß du mich trittst und tötest,« sagte der Fuchs. »Nun, so geh' zum Mund heraus!« sagte der Elefant. »Zum Mund, o du beißest und tötest mich,« sagte der Fuchs; er blieb, riß vom Fett ab, fraß und brachte so den Elefanten zu Falle und tötete ihn; hierauf kroch der Fuchs heraus. Des Elefanten Gedärme mit sich fortschleifend, kam der Fuchs zu Butterhändlern und sprach zu ihnen: »Folgt der Spur der Gedärme und ihr werdet einen großen Elefanten finden, den ich getötet habe; ich aber will euch inzwischen eure Schläuche bewachen.« Sie folgten der Spur; da trank der Fuchs die Butter und den Honig aus und füllte dann die Schläuche mit Schmutz an. Jene kamen dann mit dem Fleisch, der Haut und den Zähnen des Elefanten zu ihren Schläuchen zurück. Als sie kamen, sprach zu ihnen der Fuchs: »Nun gebt mir meinen Lohn!« »Was könnten wir dir wohl geben?« sagten sie. Es war nun ein einziger Schlauch zu fest gebunden gewesen, weshalb ihn der Fuchs nicht öffnen konnte; er sagte daher zu den Butterhändlern: »Aus diesem Schlauch da laßt mich trinken, das sei mein Lohn!« Sie öffneten und gaben ihm zu trinken; hierauf sprach der Fuchs: »Damit euch Gott auf dem Wege Heil gewähre, so öffnet eure Schläuche nicht, bis ich sieben Bäche überschritten habe!« Als der Fuchs hinüber war,[124] rief er ihnen zu: »Nun öffnet!« Wie sie aber ihre Schläuche aufthaten, fanden sie dieselben voll Schmutz. Eilenden Laufes setzten sie ihm nach, erhaschten ihn und rissen ihm den Schwanz aus; der Fuchs aber entwischte und kam zu andern Füchsen. Bei ihnen angelangt, sprach nun der Fuchs: »Ein Fuchsschwanz ist heutzutage etwas Unschickliches und verstößt gegen den feinen Ton; dazu wenn Jäger kommen, packen sie euch an den Schwänzen; schneidet sie daher ab!« Alle schnitten nun der Reihe nach ihre Schwänze ab. Da kamen die Butterhändler an und fragten: »Wer hat einen gestutzten Fuchs gesehen?« »Wir sind ja alle gestutzt!« antworteten die Füchse den Butterhändlern. Da trieben die Butterhändler alle Füchse zusammen, machten ein großes Feuer an und sprachen zu den Füchsen: »Auf, springt darüber!« Alle sprangen und setzten hinüber, nur der Fuchs, der Butter und Honig getrunken hatte, war zu schwerfällig, und wie er zu springen versuchte, fiel er ins Feuer und verbrannte.

Quelle:
Seidel, A. (Hg.): Geschichten und Lieder der Afrikaner. Berlin: Verein der Bücherfreunde, Schall & Grund, 1896, S. 123-125.
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