Lob der treuen Gattin1

[208] Bringt einen Stuhl, daß ich mich setze

Und meine Mananasi tröste,

Mein liebes Weib, das meine Seele

So oft von bösem Leid erlöste.[208]


Ruft morgens mich die Pflicht von hinnen,

Steht sie, mit Blicken zu geleiten

Den Gatten, tummelt dann die Mägde,

Ein schmackhaft Mahl mir zu bereiten.


Und säum' ich dann zurückzukehren,

Entsendet sie voll Sorg' und Sehnen

Ihr Sklavenmädchen: Geh' und such' ihn!

Ja, such' ihn! ruft sie unter Thränen.


Auf, such' ihn auf des Sultans Straßen!

Auf, such' ihn in der Fürsten Hallen!

Er weilt vielleicht bei seiner Mutter,

Such' ihn beim Bruder, such' bei allen!


Und hast du ihn gefunden, sag' ihm:

O Herr, beeile deine Schritte!

Schon lange wartet dein die Herrin,

O komm', erfülle ihre Bitte!


Um einen Begriff von dem Klange des Originals, dem Rhythmus und der Reimverteilung zu geben, seien die beiden ersten Strophen hier wiedergegeben. Das Versmaß ist Lob der treuen Gattin2:


Pani kiti, nikae kitako,

Tumbuize wangu Mananazi,

Tumbuize wangu mana mke,

Mpangua hamu na simanzi.[209]


Husimama tini wa mlango

Kiwa nde kwenda matembezi,

Kiwa nde kaingia shughuli,

Kiwaambia wakwe waandazi.

etc. etc.

1

Aufgezeichnet von E. Steere.

2

m mit folgendem Konsonanten im Anfange der Wörter ist als besondere Silbe zu lesen.

Quelle:
Seidel, A. (Hg.): Geschichten und Lieder der Afrikaner. Berlin: Verein der Bücherfreunde, Schall & Grund, 1896, S. 208-210.
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