Die Häute.

[136] Er begab sich nach der Wohnung seiner Verwandten und schlug die Falte seines Burnus vor ihnen auseinander. Als er die Falte öffnete, da erstaunten jene und fragten: »Woher hast du das viele[136] Geld bekommen?« Dschuha entgegnete: »Wisst ihr das nicht? Das ist ja das Geld für das Kalbfell!« Seine Verwandten erwiderten: »Da wollen wir doch auch unsre Kühe schlachten und die Felle derselben verkaufen!« Dschuha versetzte: »Schlachtet nur zu! Ihr werdet dann reich werden!« Jene begannen nun ihre Kühe zu schlachten. Sie töteten sie und zogen ihnen das Fell ab. Dschuha aber hatte ihnen ferner geraten: »Lasst die Häute stinkig werden! Salzt sie nicht ein!« Alle jene Dorfbewohner hatten also ihre Kühe geschlachtet, das Fleisch verzehrt und auch den Hunden davon gegeben. Sie liessen hierauf die Häute liegen, bis sie anfingen zu stinken. Nach Verlauf von drei oder vier Tagen sah Dschuha nach den Häuten, und fand, dass Würmer aus den stinkigen Häuten herauskrochen. Er ging wieder zu seinen Verwandten und sprach zu ihnen: »Nehmt jetzt die Häute und verkauft sie!« Jene begaben sich nach dem Basar und boten die Häute aus. Da kamen die Handwerker, die Schuh- und Stiefelmacher, und sahen sich die Häute an. Sie sahen, dass Würmer aus denselben herauskrochen, und sie entsetzlich stanken. Da hiess es bei den Handwerkern: »Sie wollen uns zum Besten haben!« Hiermit nahmen sie die unglückseligen Verkäufer her, versetzten ihnen Faustschläge und riefen ihnen zu: »Nehmt euer Aas wieder mit und werft es weg!« Da zogen Dschuha's Verwandte ab und flohen davon. Sie sprachen: »Wenn wir Dschuha nicht heute Nacht töten, macht er uns noch ganz arm!«

Quelle:
Stumme, Hans: Tunisische Märchen und Gedichte. Leipzig: Hinrich: 1893, S. 136-137.
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