[245] 87. Lehmhans

So machte es Lehmhans (der Töpfervogel).

Meine Vorfahren verstanden kein Haus und keinen Topf zu machen. Da lehrte es ihnen Lehmhans.

Meine Leute betrachteten den Topf (das Nest) des Lehmhans und sprachen: »Das ist der Topf des Lehmhans.«

Lehmhans verteidigte sich und wollte sie zwicken, aber sie liefen davon. Da kam Lehmhans hinter ihnen her und sprach zu ihnen: »Wollt ihr ein Haus haben, Leute?«

»Wir wollen eins haben, Lehmhans,« erwiderten sie.

»Dann will ich euch unterrichten, daß ihr wohnen könnt,« sagte er. »Geht hin und holt Lehm, daß ich euch einen Topf mache,« fuhr er fort.

Sie holten Lehm, und Lehmhans unterrichtete sie: »Schaut her, Leute, wie ich einen Topf mache!« sprach er zu ihnen. Die Kaschinaua setzten sich hin und schauten Lehmhans zu. Während er für sie einen Topf machte, kochten sie ihre Speise und aßen.

Nun unterrichtete sie Lehmhans: »Männer,« sprach er, »geht hin und holt viel Lehm, daß ich euch ein Hausbaue!«

Sie holten Lehm, und Lehmhans machte ein Haus für sie. Die Männer standen dabei und schauten ihm zu. Dann sprachen sie: »Lehmhans ist sehr klug! Er macht für uns einen Topf; er macht für uns ein Haus!«

Meine Leute, die Faulenzer, aßen Rostbraten. Da gab ihnen Lehmhans einen Topf; er gab ihnen auch ein Haus. Meine Leute töten Lehmhans nicht, denn er ist sehr gut.[245]

So machten es meine Vorfahren.

Sie hatten keinen Topf, kein Haus. Sie schliefen im Wald. Nun brauchten sie nicht mehr unter freiem Himmel zu schlafen. Nun schliefen sie im Haus. Nun aßen sie nicht mehr Rostbraten. Sie aßen gekochte Speisen und hatten es gut. Lehmhans ist sehr gut. Er unterrichtete meine Leute. Lehmhans ist ein fleißiger Arbeiter.

Jetzt machen meine Leute Häuser. Lehmhans hat sie es gelehrt.

Zu Ende ist die Geschichte vom Lehmhans.

Quelle:
Koch-Grünberg, Theodor (Hg.): Indianermärchen aus Südamerika. Jena: Eugen Diederichs, 1927, S. 245-246.
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