3. Die Henne und der Sägeschnäbler.

[169] Die Henne und der Sägeschnäbler wurden Freunde und gingen auf die Jagd. Die Henne sprach: »Was wollen wir jagen?« – »Wir wollen Fische fangen,« meinte der Sägeschnäbler. Die Henne fand keine Erwiderung und sagte[169] zu. Der Sägeschnäbler flog voran und das Huhn flog hinterher. Der Sägeschnäbler liess sich auf fliessendes Wasser nieder und tauchte unter. Als das Huhn sich ebenfalls zur Mitte des Wassers niedergelassen hatte und untertauchen wollte, wurde es vom Wasser abwärts getrieben. Wieviel das Huhn] auch mit den Flügeln schlug, wieviel es gackerte, vom Sägeschnäbler ward ihm keine Hilfe. Als nun seine Flügel nass geworden, konnte es nicht auffliegen und da es keine Schwimmhäute hatte, konnte es nicht davonfliegen und starb.

Folge nicht dem Wege der Henne, sondern höre dieses Sprichwort:


Wer das Wasser nicht sieht, zieh den Stiefel nicht aus,

Wer sich nicht erkundigt, mache sich nicht auf den Weg.

Zwischen wenigen Menschen ist Friede schön,

Auf fliessendem Wasser ist ein Floss schön.

Ein nicht herabgestürztes Ufer ist schlecht,

Ein nicht bedachter Vertrag ist schlecht.102

Quelle:
Seidel, A. (Hg.): Anthologie aus der asiatischen Volkslitteratur. Weimar: Verlag von Emil Felber, 1898, S. 169-170.
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