Sprichwörter der Oman-Araber.[303] 182

1. Die Gazelle ging um Hörner zu haben und kam ohne Ohren zurück. (Wer nach Grossem trachtet, verliert oft das Wenige, was er hatte.)

2. Die Entfernung ist ein Glück (weit vom Ziel ist gut vor dem Schuss).

3. Das schlechteste Reiten ist besser als das Gehen.

4. Wie du säest, so wirst du ernten.

5. Das Feuer hinterlässt Asche (grosse Männer haben oft unbedeutende Söhne).

6. Der Zustimmende ist wie der Thäter, oder: Der Zuhörende ist wie der Leser (der Hehler ist so gut wie der Stehler).

7. Er hebt ein Korn auf und stösst ein Blechgefäss um.

8. Traue dem Stier nicht, selbst wenn sein Kopf im Backofen steckt.

9. Die Trauer und die Schwäche währen (nur) drei Tage (dann sind sie vergessen).

10. Was das Hämmerchen nicht zustande bringt, wird der Hammer zustande bringen.[303]

11. Der Strick zerschneidet den Stein (steter Tropfen höhlt den Stein).

12. Der Hahn schreit schon im Ei (was ein Häkchen werden will etc.)

13. Er war nicht zufrieden mit der Augenkrankheit, da bekam er die Blindheit (aus dem Regen in die Traufe kommen).

14. Entweder verhalte dich ruhig oder schlage zu, dass es schmerzt (ergreife keine halben Massregeln).

15. Das Wasser ist das Parfüm der Armen.

16. Wenn der Esel satt ist, schlägt er aus.

17. Wie oft schöpfte eine Kuh mit dem Fell ihres Kindes Wasser (die abgezogenen Kalbshäute werden zu Wasserschläuchen verwendet).

18. Solange der Baum grün ist, fallen die Blätter nicht ab (Freunde im Reichtum).

19. Den Schlag, den ein anderer empfängt, siehst du an wie eine Ritze in der Mauer; d.h. als eine Kleinigkeit.

20. Alter Seidenstoff ist besser als neue Wolle.

21. Die Frage ist der Schlüssel der Wissenschaften.

22. Thue dein Geld in deine Tasche und kaufe dir deine Mutter und deinen Vater (mit Geld ist alles erreichbar).

23. Ein Mann ohne List ist wie ein Gewehr ohne Zündschnur.

24. Alles Neue ist süss.

25. Das leichte Wort erschüttert eine Mauer.

26. Die Haare der Weiber sind lang, ihr Gedächtnis aber ist kurz.

Quelle:
Seidel, A. (Hg.): Anthologie aus der asiatischen Volkslitteratur. Weimar: Verlag von Emil Felber, 1898, S. 303-304.
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