32. Das Füllen, die Ziege und das Schwein

[154] Ein Füllen, eine Ziege und ein Schwein schlössen Freundschaft. Dann gingen sie auf die Suche nach einem Ort, wo sich's gut leben ließe. Da gerieten sie denn an eine Höhle, wo die Wölfe gerade ein Gelage abhielten. Sie waren zuerst nicht wenig erschrocken, aber die Wölfe luden sie ein, näherzutreten, tranken auf ihre Gesundheit und forderten sie auf »Hurra« zu schreien.

Das Schwein grunzte gho gho! Die Ziege meckerte mää mää und das Füllen wieherte ya ya! Und so laut und mächtig, daß die Wölfe Angst bekamen und davonliefen. Die drei aber blieben, weil es ihnen da gefiel. Nach einiger Zeit verfielen sie wieder in ihre alten Gewohnheiten. Die Ziege knabberte die Zweige der Bäume an, das Schwein wühlte den Boden auf und das Füllen ließ seinen Schweif nach allen Seiten fliegen. Inzwischen hatten aber die Wölfe wieder Mut bekommen und schlichen sich heran, um die dreie zu fressen. Als sie aber sahen, wie Ziege, Schwein und Füllen sich die Zeit vertrieben, sank ihr Mut wieder. »Die Ziege,« sagten sie zueinander, »bricht Zweige ab, um uns damit zu schlagen«; das Schwein sucht uns sicher in der Erde, »wo sind denn die Wölfe hingekommen?« sagt es, »sind sie in die Erde gekrochen?«, und das Füllen denkt sich sicher, »könnt ich nur die Wölfe auch so peitschen, wie ich mir meine Weichen peitsche. Wenn sie nur kämen!« Und die Wölfe erschraken heftig und trauten sich nicht näher.

Quelle:
Dirr, A.: Kaukasische Maerchen.Jena: Eugen Diederich, 1922, S. 154.
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