15. Der Zwerghirsch und der Bär

[57] Als der Tiger tot war, überlegte sich der Zwerghirsch, wie er wohl dem Bären einen Streich spielen könnte, denn er hatte gehört, daß der Bär ein sehr starkes Tier war.

Eines Tages wanderte er umher und erspähte dabei in einem Baume ein Bienennest. Da setzte er sich hin und wartete. Und nach einiger Zeit kam auch richtig ein Bär des Wegs getrottet. »Was machst du denn hier?« fragte er. »Ich bewache hier die Trommel des Radja,« erwiderte der Zwerghirsch, »er hat sie in meine Obhut gegeben.« – »Darf ich einmal versuchen, wie sie klingt?« fragte der Bär, »ob ihr Ton schön oder schlecht ist?« Der Zwerghirsch antwortete wie vordem, er müßte erst den Radja fragen. Als er fort und ein Stückchen weg war, rief er: »Der Radja erlaubt dir den Gong zu schlagen.« Da schlug der Bär nach dem Bienennest. Die Bienen kämen wütend herausgeschwärmt und stachen ihn zu Tode.

Quelle:
Hambruch, Paul: Malaiische Märchen aus Madagaskar und Insulinde. Jena: Eugen Diederich, 1922, S. 57-58.
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