11. Wie Eulenspiegel den König zum andern Mal anführte

[229] Eines Tages saß der König auf dem Söller seines Palastes. Während er so saß, dachte er nur an Towo. Er sagte sich: »Wie behandelt mich doch dieser Towo immer!« Und da er von der schlechten Aufführung Towos genug hatte, ließ er Towo wieder rufen, denn er wollte ihn strafen. Towo erschien vorm Könige. Der König sagte: »Du bist ein Bösewicht, du hintergehst sogar mich, wieviel mehr also noch deinesgleichen! Deshalb werde ich dich wieder einmal bestrafen müssen. Drei Tage und drei Nächte sollst du nicht schlafen. Ich verbiete dir, zu schlafen. Bist du nicht gehorsam, lasse ich dich hinrichten.« Damit Towo nicht zum Schlafen kam, ließ der König ihn bewachen. Einen Tag und eine Nacht hatte er schon nicht geschlafen, da wurde er am zweiten Tage doch so müde, daß er einschlief. Als der König sah, daß Towo eingenickt war, freute er sich und sagte: »So, Towo, nun wirst du hingerichtet!« Towo erwiderte: »Nanu, weshalb soll ich denn hingerichtet werden?« Der König versetzte: »Weil du ungehorsam gewesen bist. Habe ich dir nicht gesagt, du dürftest drei Tage und drei Nächte nicht schlafen? Und nun? Am zweiten Tage bist du schon eingenickt!« Towo antwortete: »Herr König, mit Verlaub hört Ihr mich erst einmal an. Ich schlief nicht, ich neigte meinen Kopf nur und sann über den Kot nach, den die Ziegen machen; ich habe schon lange darüber nachgedacht, wie er wohl entstehen mag, aber ich begreife es noch immer nicht. Ich kann den Grund nicht einsehen, [229] warum der Kot so ganz anders ist, als bei den übrigen Tieren; wenn die Ziegen 'was machen, dann machen sie allerliebst runde Kügelchen.« Als er dies erzählt hatte, mußte der König doch wieder über die Schlauheit des Towo lachen. Und er entließ ihn in Gnaden und nicht hinrichten.

Quelle:
Hambruch, Paul: Malaiische Märchen aus Madagaskar und Insulinde. Jena: Eugen Diederich, 1922, S. 229-230.
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