[119] Vlkodlaci (Wehrwölfe.)

Vlkodlaci sind im heutigen Aberglauben des Volkes Wehrwölfe, das sind Leute, die zu gewissen Zeiten in Wolfsgestalt umgehen.

Nach Wacehrad aber ist der böhmische Vlkodlak so viel als der römische Faunus, der altitalische verliebte und befruchtende Gott der Fluren und Triften, der auch von Lupus, Wolf, Lupercus heißt. Vlkodlaci sind daher demselben Glossator[119] die römischen Fauni ficarii, d.h. lüsterne Wald- und Feldgeister, welche besonders gern die Frauen im Bette beschlichen daher sie auch Incubi (Beischläfer) genannt wurden.1 Die hier mitgetheilte Wehrwolfssage ähnelt am meisten der polnischen, die Woycicki mitgetheilt hat.2 Der Mädchenraub darin stimmt in der That zu den Sagen von Faunen und Silvanen. Heute noch heißt es im Volke, die Waldmänner rauben Mädchen und zwingen sie, mit ihnen in Ehe zu leben, gerade so wie die wilden Weiber Menschenkinder rauben oder vertauschen.3 Ein Waldgeist (lesní duch) rumort in Böhmen auch zwischen 11 und 12 Uhr in der Nacht im Walde herum.4

1

Faunus pici filius, vlkodlak p. 7. – incubi sive invidi, ab inviando passim cum animalibus unde et incubi dicuntur ab incubendo homines h.e. stuprando quos romanos faunos ficarios dicunt, vlkodlaci. – incubi, sæpe enim improbi existunt et mulieribus et earum peragunt concubitum, quos dæmones Galli dusios nuncupant vlikodlaci. p. 11.

2

Polnische Volkssagen und Märchen, Berlin 1839 p. 48.

3

Časop. k.č. Mus.

4

ibd. XXX, 58.

Quelle:
Grohmann, Josef Virgil: Sagen-Buch von Böhmen und Mähren. 1: Sagen aus Böhmen, Prag: Calve, 1863, S. 119-120.
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